Rezension

Toller historischer Roman mit viel Spannung

Der König der Gaukler - Andreas Otter

Der König der Gaukler
von Andreas Otter

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich habe schon seit einiger Zeit keinen historischen Roman mehr gelesen und als ich dieses Buch sah und den Klappentext gelesen habe, wollte ich unbedingt mehrt von Simon, Anna und den Gauklern wissen.

Wir begegnen zunächst Simon, der uns sein Schicksal erzählt. An seiner Seite erleben wir den Tod seiner Eltern und auch die Faszination des Feuers. Er ist ein beeindruckender Charakter, der durch eine große Portion Wagemut auch oft die falsche Entscheidung trifft und zu Übertreibungen neigt. Dennoch muss man ihn einfach mögen, denn er hinterfragt sein eigenes Handeln immer wieder und ist sehr loyal zu den Menschen, die ihm etwas bedeuten.

Dann gibt es die Perspektive von Mirjam/Anna, die uns berichtet wie es ihr in ihrer Heimatstadt ergangen ist und wie sie alles verlor und als Wahrsagerin auf die Gauklertruppe stieß. Bei ihr mochte ich ganz besonders diese warmherzige und selbstlose Art. Sie kümmert sich um ihre Freunde und ihre Liebsten ohne sich Gedanken darüber zu machen, was sie für einen Preis dafür wird zahlen müssen. Dazu steht sie für ihre Überzeugungen ein und riskiert lieber ihr Leben als diese vollständig zu verraten. Denn wer sie wirklich ist, das hat sie nie ganz vergessen wollen.

Eine Protagonistin, die mich sehr beeindruckt hat ist auch Katharina, ein Mitglied der Gauklertruppe. So jemanden wie sie wünscht man sich als Freundin an seiner Seite. Sie braucht eine ganze Weile bis sie zu jemandem Vertrauen fasst, weil sie eine furchtbare Kindheit hatte und mit ihr zahlreiche schlechte Erfahrungen machen musste. Aber, wen sie einmal ins Herz geschlossen hat, der kann sich ihrer Freundschaft und Loyalität bewusst sein.

Das Setting der Handlung ist mitten in der schlimmsten Zeit der Pest in Schwaben angesiedelt und geht auf der Reise der Gauklertruppe ein gutes Stück durch Deutschland hindurch. An jedem Ort schildert der Autor eingänglich wie es rund um die Menschen zu dieser Zeit aussah. Ich bin wirklich froh diese schlimmen Zeiten nicht miterlebt zu haben, denn das war eine wahnsinnig schwere Zeit für alle. Die Bewohner der Städte und Dörfer, die nicht wussten woher genau die Krankheit kommt und die dann lieber einem anderen die Schuld zuschieben wollten. In diesem Fall waren für alle die Juden schuld an der Seuche. So hat man nicht nur die Opfer der Pest verbrannt, sondern in vielen Städten die Judenviertel völlig ausgelöscht. Der Autor beschönigt hier nichts und lässt die Leser an all den Grausamkeiten dieser zeit teilhaben ohne jedoch seine Protagonisten zu vergessen. Die Wege der Charaktere bringen so viel Spannung hinein, und sie sind vor allem so authentisch, dass man ihrem Weg weiterhin folgen möchte und gespannt weiter liest wie es ihnen noch ergehen wird.

Der Autor schafft es diese düstere Atmosphäre einzufangen und dazu einen gelungenen Spannungsbogen rund um die beiden Hauptprotagonisten zu entwerfen, dass man das Buch nur schwerlich aus den Händen legen kann.

Der Schreibstil ist ebenfalls sehr ansprechend und verschaffte mir viele spannende und gelungene Lesestunden. Er beschreibt die Dinge sehr vorstellbar und realistisch und verliert sich aber nicht in winzigen Details. Das hat mir sehr gut gefallen.

Es handelt sich hier um einen Einzelband, der ein in sich geschlossenes Ende hat. Natürlich, wie immer bei historischen Romanen wird der Lebensweg der Protagonisten weiter gehen, aber die Haupthandlung ist an dieser Stelle zu einem runden Ende gekommen. Sehr gut fand ich auch, dass die Handlung durchaus die eine oder andere Überraschung beriet hielt und mich so verblüffen konnte.

 

 

 

 

Authentische Charaktere und eine mitreißende Geschichte in Zeiten der Pest erwartet die Leser hier. Wer Simon und Anna gern auf einem großen Abenteuer folgen möchte, dem kann ich diesen Roman wirklich ans Herz legen.