Rezension

Toller Lesestoff für Krimifans

Nichts als Erlösung - Gisa Klönne

Nichts als Erlösung
von Gisa Klönne

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Mord ist in der Kölner Altstadt geschehen. Kommissarin Judith Krieger starrt in ein zerfetztes Gesicht. Auf einer Brücke wartet ein Mann und verschwindet in der Dunkelheit. Die Jagd nach dem Täter beginnt. Wer ist der Tote? Ein Ex- Verdächtiger in einem ungeklärten Mordfall, bei dem die Leichen abhanden gekommen sind. Zusammen mit ihrem Ermittlerkollegen Manni Korzilius taucht Judith Krieger tief in die Vergangenheit des Opfers ein. Die Spuren führen bis in die Nazizeit, der Welt von Erziehungsheimen und Prügelschulen. Doch dem Täter ist schwer beizukommen. Er sucht förmlich die Nähe der Kommissarin und legt Fährten aus.

Meinung:

Der Krimi beginnt mit dem Genre üblichen Mordpaukenschlag. Ein brachialer Auftakt mit Detailverliebtheit und unerbittlicher Exaktheit erzählt, was bisweilen auf Kosten der Spannung geht. Dabei ist die Sprache Gisa Klönnes durchschlagenste Waffe, neben sauber durchkomponierten Handlungssträngen, die am Ende punktgenau zusammenlaufen. Ungemein plastisch werden dem Leser die Begebenheiten vor Augen geführt. Man kann den Muff der monströsen Bilderbuchfamilie im Horrorhaus förmlich riechen, während vor der Haustür die Sommerhitze explodiert. Der Roman liest sich nicht immer flüssig, abschreckend sperrig wird er allerdings auch nie. Gisa Klönne hat einen eher inne haltenden Schreibstil, der zwischen lakonisch-sachlich und emotional-eindringlich wechselt.

Die Themenwahl ist ein dicker Pluspunkt. Gisa Klönne nimmt im weitesten Sinne die Kriegsgeneration aufs Korn. Welch ein Ballast müssen diese Straf-Hass und Verachtungspädagogen, die Duckmäusertum und Denunziantentum honorierten, für die Alt Achtundsechziger Generation gewesen sein, die mit Liberalismus, Nonkonformismus, Kreativität und Lässigkeit konterten. Kaum vorstellbare Szenarien spielten sich in den Erziehungsheimen ab. Für manch eine arme Seele kam der Aufstand der Jugend zu spät...

Stark, das Ermittlerduo Manni Korzilius und Judith Krieger. Manni, der gerade dabei ist als Vater zu werden. Judith, deren Leben sich langsam von den Dämonen der Vergangenheit befreit. Glaubhafte, runde Charaktere. Ich hatte nach Hundert Seiten einmal das Gefühl auf der richtigen Spur zu sein, was die Täterschaft anging, danach liefen die Handlungsstränge so wirkungsvoll auseinander, dass ich vor einem undurchdringlichen Rätseldickicht stand. Erst ganz am Schluss bestätigte sich mein Anfangsverdacht. Insgesamt ein gelungener Krimi.