Rezension

Tony McLean kämpft in diesem Fall an vielen verschiedenen Fronten.

Die Gräber der Vergessenen - James Oswald

Die Gräber der Vergessenen
von James Oswald

Bewertet mit 5 Sternen

An einem kalten Wintertag wird die nackte Leiche eines unbekannten Mannes aus einem Fluss gefischt. Sein Körper ist über und über mit wirren Tätowierungen versehen und es sieht aus, als sei er auch anderweitig gefoltert worden. Inspector Detective Tony McLean, auf den Fall angesetzt, hat wenig Hoffnung etwas Erhellendes herauszufinden. Beinahe zeitgleich findet die Polizei auf dem Anwesen des Abgeordneten Andrew Weatherly die Leichen der gesamten Familie. Es scheint als habe Weatherly erst seine beiden Töchter vergiftet, dann seine Frau erschossen und sich zu guter Letzt selber gerichtet. Auch dieser Fall landet auf McLeans Schreibtisch.

Da wären zuerst die beiden Verbrechen, die er auf seinem Tisch hat. Der Fall mit dem Abgeordneten Weatherly birgt einige Geheimnisse und hat natürlich die Aufmerksamkeit der Presse. Der unbekannte Leichnam aus dem Fluss hat weniger Presse, aber dahinter verstecken sich ebenso viele Fragezeichen wie bei dem Abgeordneten. McLean versucht beiden Fällen gerecht zu werden, was natürlich schwierig ist, zumal ihn im Fall Weatherly auch noch jemand vom Geheimdienst besucht und ihm Informationen zuspielt. Die Zahl und der Einfluss der Leute, die den Fall möglichst nicht unter den Teppich kehren wollen, ist ungefähr genauso hoch, wie die Zahl derjenigen, die unbedingt möchten, dass McLean weiter ermittelt.

Ermittler in Behandlung

Eine andere Front sind McLeans regelmäßige Besuche bei einem Psychologen sowie seine Termine bei einer Physiotherapeutin. Beides hat wohl seinen Ursprung in einem älteren Fall, über den ich als Leser nichts weiß – was wohl daran liegt, dass das vorliegende Buch meine erstes Buch von James Oswald ist :-) Eigentlich hat er keine Lust diese Termine wahrzunehmen, weil er beide für sinnlos hält, aber da seine Entfernung aus dem Dienst wie ein Damoklesschwert über ihm schwebt, macht er gute Miene zum bösen Spiel und nimmt sie wahr.

Übernatürliches

Ab circa der Mitte des Buches kommt ein gewisser übernatürlicher Touch in die Sache, seltsame Vorkommnisse häufen sich, eine alte, abrissreife Psychiatrie kommt ins Spiel, eine schöne aber zwielichtige Zeugin taucht auf und es geschehen immer wieder merkwürdige Unfälle. Für mich hätte es diesen übersinnlichen Part der Geschichte nicht geben müssen, James Oswald hätte den Plot auch anders auflösen können und es wäre immer noch spannend gewesen – aber es hat auch nichts geschadet :-)

Angenehmer Schreibstil

Letzeres ist sicher auch dem angenehm lesbaren Schreibstil des Autors geschuldet und der sehr spannenden Geschichten rund um beide Mordopfer. James Oswald schafft es eine gute Balance zwischen dem Privatleben des Ermittlers und den ziemliche bizarren Morden aufzubauen. Er schreibt flüssig und spannend, gibt seinen Charakteren eine glaubwürdige Tiefe und sorgt dafür, dass ich das Buch nur widerwillig aus der Hand gelegt habe, bis ich am Ende endlich wusste, was gespielt wird. Übrigens wird auch in Die Gräber der Vergessenen ein sogenannter AGA-Herd immer wieder erwähnt (wie in zahlreichen anderen Krimis auch) und ich habe endlich mal nachgesehen, was daran so besonders ist – jetzt möchte ich auch einen haben :-)

Mein Fazit:

Die Gräber der Vergessenen ist ein sehr spannender, atmosphärisch dichter  Krimi mit einem Hauch „Supernatural“ und einem fulminanten Ende – auf jeden Fall empfehlenswert!!