Rezension

Tragisch und toll :)

Engelspfade
von Alice Peterson

Bewertet mit 5 Sternen

In dem Buch geht es hauptsächlich um Cass. Sie ist 19 Jahre alt, steht mit beiden Beinen fest im Leben, studiert Schauspielerei, führt ein unabhängiges und selbständiges Leben an der Uni, ist lebensfroh und gerade dabei, mit ihrem Freund Rob zusammenzuziehen. Von den Eltern gut behütet, kommt es nach diesem Thema zu einem Streit, da sie sich sorgen, mit wem Cass zuammenziehen möchte und ob das gut durchdacht ist. Cass ist es leid, sich zuhause ständig in ihr Leben reinreden lassen zu müssen, fühlt sich unverstanden und setzt sich wütend in ihr Auto, um zu einer Freundin zu fahren. Während des fahrens klingelt ihr Handy, Cass geht ran und übersieht einen Bus. Es kommt zu einem schrecklichen Unfall und Cass ist danach querschnittsgelähmt. Cass muss danach lange Zeit im Krankenhaus verbringen, wo sie sich mit Dom und Guy anfreundet, die ebenfalls beide im Rollstuhl sitzen. Danach ist es vorbei mit ihrer Unabhängigkeit und ihrem Lebensmut. Cass bricht ihr Studium ab und zieht wieder bei ihren Eltern ein, wo alles rollstuhlgerecht für sie umgebaut wird. Sie zieht sich sehr in sich selbst zurück, igelt sich ein und möchte nichts unternehmen, hören und sehen. Mit der Zeit muss sie leider feststellen, dass viele ihrer Freunde und sogar Rob, sich von ihr abwenden, oberflächlich reagieren und sie meiden. Das verletzt Cass sehr. Aber auch von fremden Menschen kann sie leider nicht immer Hilfe erwarten. So kommt es zB, dass sie mit dem Zug nach London fahren wollte, um sich mit Dom und Guy zu treffen. Bei der Abfahrt klappt noch alles, ihr Vater bringt sie zum Bahnhof und es wird eine Rampe für sie bereitgestellt. Doch bei Fahrtende ist plötzlich niemand da, der ihr hilft, aus dem Zug zu kommen. Sie spricht Leute an und bittet um Hilfe. Allerdings hilft ihr niemand. So kommt es, dass sie nicht aus dem Zug herauskommt und gerade wieder nach hause fahren muss. Diese Erfahrung ist für Cass sehr schmerzhaft und sie vergräbt sich noch tiefer zuhause. Ich selbst fand diese Szene wirklich schlimm und habe mich gefragt, wie die Menschen ernsthaft wegschauen können, ohne zu helfen. Ich bin von mir selbst ausgegangen und würde nie auf die Idee kommen, wegzuschauen bzw. Hilfe zu verneinen. Aber in der heutigen Gesellschaft, wo die Leute alle unter Zeitdruck stehen, von einem Termin zum nächsten hetzen und ständig das Handy am Ohr haben, ist soetwas leider wirklich sicher oft Realität. Das fand ich sehr traurig.

Bei einem Ausflug mit ihrer Mama kommen die beiden an einer Farm vorbei, bei der Hunde zu Helferhunden ausgebildet werden. Cass ist sofort Feuer und Flamme für den Helferhund Ticket. Sie hat sich im ersten Moment in ihn verliebt und möchte ihn gerne haben. Nun beginnt eine Zeit, in der Cass mit Ticket trainieren muss, erklären soll, wieso sie Ticket gern haben möchte, was sie sich davon erhofft und verspricht und wo sie sich in eine Gruppe integrieren muss. Dies alles gibt Cass unheimlich viel Lebensfreude und Selbstvertrauen zurück. Dann kommt endlich der Tag, an dem sie Ticket mit nach hause nehmen darf. Und dies ändert ihr Leben komplett. Ticket hilft ihr nicht nur im Alltag, z.B. dabei, Türen zu öffen und zu schließen, ihr die Socken auszuziehen oder ihr das Telefon zu bringen. Er verleiht ihr auch unheimlich viel Fröhlichkeit, Mut, Freude und Verantwortungsbewusstsein. Cass traut sich wieder mehr auf die Straße, erledigt Einkäufe und besucht Dom und Guy. Sie fährt wieder Auto, wird selbständiger und besucht dann sogar einen Ski-Kurs für Rollstuhlfahrer. Dort lernt sie Charlie kennen, der ihr als Betreuer zugeteilt wird. Die beiden verstehen sich von Anfang an sehr gut und Cass fühl sich schon bald zu ihm hingezogen.

Auch nach der Skifreizeit halten die beiden den Kontakt und später zieht Cass sogar zu Charlie. Anfangs verbindet die beiden nur eine tiefe Freundschaft, doch zum Ende des Buches hin, werden sie (endlich) ein Paar. Auch hier liest man von den vielen Höhen und Tiefen, die Cass zu bewältigen hat und mit denen auch Charlie ab und an zu kämpfen hat. Doch Charlie erweist sich als toller Freund und mit Ticket an ihrer Seite, fällt ihr vieles leichter, so dass sie auch wieder arbeiten geht.
Zum Ende des Buches muss Cass dann einen sehr schweren Schicksalsschlag hinnehmen.

Als Cass dann bei Charlie´s 30. Geburtstag im Haus seiner Eltern ist, bekommt sie einen Streit zwischen Charlie, seiner Mutter und seiner Schwester mit. Die beiden reden auf ihn ein, dass er sich lieber nicht auf Cass einlassen soll, da sie schließlich behindert sei und ihn daher zu sehr einschränken würde und ihm vom Leben fernhalten würde. Leider reagiert Charlie nicht so, wie Cass es sich erhofft hat und gibt zu, dass Cass eine große Belastung für ihn sei. Daraufhin trennen sich die beiden, um zu schauen, ob es ihnen ohne den anderen besser geht, oder ob sie es doch nochmal miteinander versuchen wollen.
Mehr möchte ich dazu jetzt nicht sagen, um dem Leser das Ende nicht schon vorher zu verraten.

Ich habe dieses Buch in zwei Tagen durchgelesen gehabt. Ich konnte mich von der ersten Seite an sehr gut in Cass hineinversetzen und ich fand, dass die verschiedenen Gefühle, Ängste, Emotionen und Situtaionen sehr gut beschrieben waren. Auch die Personen selbst, also Cass, Charlie, Guy, Dom etc. waren sehr bildlich beschrieben und hatten wirklich viel Leben eingehaucht bekommen von der Autorin. Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt, ich fand es unheimlich schön geschrieben, sehr traurig und so toll, dass ich 5 Sterne vergeben habe.
Wer gerne "Erfahrungsberichte" liest, Hunde mag und das Leben auch mal von einer anderen Seite belesen möchte, wird dieses Buch sicher mögen. Ich fand es auch wirklich sehr interessant, die Welt bzw. den Alltag aus der Sicht einer Rollstuhlfahrerin zu lesen. Ich hatte mir bis dahin über vieles gar keine Gedanken gemacht, was für mich eben normal erscheint.
Ich fand es wirklich verständlich, dass Cass ihren Lebensmut und ihre Lebensfreude fast verloren hat. Sie muss mit dieser neuen und für sie schweren Situation zurecht kommen, muss so oft um Hilfe bitten und muss dann auch noch feststellen, dass viele ihrer Freunde sich von ihr abwenden, sie als Last ansehen und auch fremde Menschen nicht immer helfen. Das fand ich sehr traurig. Auch die Tatsache, dann neue Freundschaften aufzubauen und Vertrauen zu fassen, stelle ich mir sehr schwer vor. Das Buch hat mich wirklich zum weinen gebracht und geistert mir noch immer öfters mal im Kopf herum.
Das Buch würde sich toll dafür eignen, es zu verfilmen, finde ich