Rezension

Traumhaft schön

Der Drache aus dem Pflaumenbaum - Lysande Bellis

Der Drache aus dem Pflaumenbaum
von Lysande Bellis

Bewertet mit 5 Sternen

„...Da saß noch immer das seltsame, fremde, blaue Ding. Es saß einfach auf dem alten, knorrigen Ast und guckte auf den Boden. Ziemlich traurig guckte es...“

 

Nicht nur Lisa, auch Hops, dem Eichhörnchen, fällt das unbekannte Wesen auf. Hops spricht es an. Es stellt sich als Zwergdrache Funkel vor, der sich versehentlich in die Menschenwelt gezaubert hat.

Die Autorin hat ein spannendes und abwechslungsreiches Kinderbuch geschrieben. Der Sammelband enthält vier Geschichten. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Dazu beigetragen hat auch die stellenweise schöne poetische Sprache.

In der ersten Erzählung lerne ich die Protagonisten kennen. Das Eingangszitat stammt aus dieser Geschichte.

Lisa ist erst vor sechs Wochen mit ihren Eltern bei der Großmutter eingezogen. Das Mädchen hat eine besondere Gabe. Sie kann mit Tieren sprechen, verheimlicht das aber bisher.

Ihre Oma ist Erfinderin. Meist werkelt sie an neuen Ideen.

Lisa nimmt Funkel mit nach Hause. Der sehnt sich zurück in seinen Zauberwald. Es ist spannend, bis die beiden die Möglichkeit finden, wie Funkel zurückkehren kann. Eine kleine Unvorsichtigkeit aber sorgt dafür, dass auch Lisa im Zauberwald bei der guten Hexe Butterblume landet.

Dort lässt die Autorin die Kinder in eine märchenhafte Welt mit Hexen, Trollen und Elfen eintauchen. Das Ergebnis ist eine Überraschung, die Butterblume so formuliert:

 

„...Es geschieht ganz selten, dass ein Drache und ein Mensch Freundschaft schließen. […] Sehr selten ist das. Und kostbar...“

 

Beide können nun zwischen den Welten wechseln.

In der zweiten Geschichte erhält Lisa eine Einladung zum Hexenflohmarkt. Das wir eine schöne Abwechslung, denn für sie hat die Schule begonnen.

 

„...Aber hier in der Schule, da ist es wichtig, so wie alle anderen zu sein. Ich bin aber nicht so...“

 

Das sehe ich als Erwachsener zwar etwas anders, denn wichtiger ist, sich nicht verbiegen zu lassen und zu sich selbst zu stehen. Trotzdem kommt Lisa mit den meisten Kindern gut aus.

Auf dem Hexenflohmarkt fällt Funkel und Lisa eine Schatzkarte in die Hand. Damit beginnt eine neues Abenteuer. Doch Funkel hat erst einmal Hunger und meint deshalb:

 

„...Nein, er wollte eigentlich nicht wissen, was das für ein Schatz war. Zumindest jetzt nicht!...“

 

In der dritten Erzählung kehrt Funkel nicht aus dem Zauberwald zurück. Lisa konnte ihn nicht begleiten, weil sie erkältet war. Nun macht sie sich Sorgen.

Sie hofft auf Butterblumes Hilfe. Die aber muss ihr sagen:

 

„...Ihr Menschen seid aber auch immer so kompliziert. Ich kann dir wirklich nicht helfen...“

 

Warum nicht? Dazu muss man das Buch lesen! Doch Lisa hat eine gute Idee. Sie wird nicht nur Funkel befreien, sondern kommt auch hinter ein Geheimnis ihrer Großmutter. Außerdem gewinnt sie neue Freunde.

In der letzten Geschichte bittet ein Weihnachtswichtel um Unterstützung, weil der Weihnachtsmann in diesem Jahr das Fest ausfallen lassen will. Wieder kommt es auf Lisa an:

 

„...Nur ein Kind kann den Weg zum Weihnachtsmann finden. Ich kann dich nicht begleiten, leider...“

 

Die Begründung des Weihnachtsmannes ist nicht von der Hand zu weisen. Lisa und ihren Freunden aber gelingt es, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.

Die Geschichten zeichnen sich dadurch aus, dass sie voller Phantasie stecken, aber trotzdem auf Probleme unserer Zeit unterschwellig aufmerksam machen. Es geht um Freundschaft, gegenseitige Achtung und Zusammenhalt, um Eigeninitiative und Mut.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist kindgerecht, wie oben schon formuliert, stellenweise poetisch, und geht bei der Beschreibung der fremden Welt des Zauberwaldes ins Detail, ohne sich darin zu verlieren.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Dazu beigetragen haben ebenfalls die vielen schönen Zeichnungen, auch wenn sie auf den Reader nur schwarz- weiß sind.