Rezension

Traurig mit Galgenhumor

Mein letzter Sommer - Cesarina Vighy

Mein letzter Sommer
von Cesarina Vighy

Meine Meinung
Mit "Mein letzter Sommer" ist der Autorin ein zu Herzen gehender Roman gelungen. Sie wird in dieser Geschichte Z genannt. Ein andere Person berichtet stets über ihren Zustand. 
Mit 70 Jahren ist sie an der Nervenkrankheit ALS erkrankt. Mit Galgenhumor beschreibt sie die Auswirkungen ihrer Krankheit. Dem Tode geweiht liegt sie in ihrem Bett und träumt von sämtlichen Verwandten. Den Reaktionen ihrer Umwelt begegnet sie mit bitterbösen Gedanken und Selbstironie. Sie selbst hat eine Abscheu, vor alten- und kranken Menschen; das, obwohl sie Beides selber ist.
Sehr gut haben mir die Beschreibungen von ihrer Kindheit bis ins Erwachsenenalter gefallen. Wir werden nach Venedig und Rom entführt. 
Ihren Großvater fand ich oftmals sehr hartherzig. Es ist für mich unvorstellbar, wie ein Vater seine Tochter beschimpfen kann, weil diese nun alle Anzeichen einer werdenden Frau hat. Das Leben von Amelias Mutter war mit Sicherheit nicht leicht.
Amelia ist sehr in sich gekehrt, was auf viele Menschen den Eindruck erweckt, sie wäre eingebildet. 
Einerseits erleben wir das Sterben von Amelia- anderseits ihre ganzes Leben mit. Sie ist eine sehr starke Persönlichkeit, die sich allen widrigen Lebensumständen stellt und ihren steinigen Weg bewältigt. 
Eine starke Frau, die eines Tages stolpert. Sie denkt sich nichts dabei. Dann passiert es immer wieder. Wir erleben mit, wie Amelia auf einmal auf Ärzte angewiesen ist. Aus jedem Wort die Wahrheit sucht. Langsam aber sicher ihre Selbstständigkeit verliert.
Fazit

In Venedig geboren und lange Zeit in Rom gelebt, erzählt uns Amelia aus dem zweiten Weltkrieg und seiner Vorgeschichte. Nie ohne Sarkasmus und Witz. Liebes- und Arbeitsleben sind auch mit einer kräftigen Prise Humor gewürzt.
Wunderschöne Zitate und ein Schreibstil mit Erkennungswert, machen dieses Drama zu einem ganz besonderen Lesegenuss. "Mein letzter Sommer" ist ein kleines Büchlein, welches ich aber nicht auf einem Rutsch durchgelesen habe. Manche Sätze habe ich zweimal gelesen.
>>Der Regen fällt wie feine Nadeln und beweist noch einmal. dass Silber so viel eleganter ist als Gold<<. (Seite 113)
Schallend lachen musste ich, als Amelia von einem Tierarzt behandelt werden wollte, auf den sie sehr viel hielt.
Aus der Perspektive einer Sterbenden erfahren wir, wie sie ihre Umwelt wahr nimmt. Welche Äußerungen für sie wenig hilfreich sind. Wie sie sich nach Ehrlichkeit sehnt und auch wiederum nicht. 
Ein Roman. mit biographischen Zügen, der einen beim Lesen nicht kalt lässt.
Ein Leben, an dem so mancher zerbrechen würde.
Eine absolute Empfehlung von mir.
Danke Cesarina Vighy 

Mein Dank geht an den Atlantik-Verlag