Rezension

Trockener Zündstoff mit phantastischem Ende.

Die letzten Tage des Vatikan - Jacques Neirynck

Die letzten Tage des Vatikan
von Jacques Neirynck

Bewertet mit 3 Sternen

Sie sind gezählt, die letzten Tage des Vatikan, zumindest, wenn es nach den Ereignissen, die nach der Altersbestimmung des Turiner Grabtuches durch den schweizer Physiker Theo de Fully im Auftrag des Vatikan, geht. Die Ergebnisse passen nämlich so gar nicht in das Bild von Jesus Wiederauferstehung am 3. Tag nach seiner Kreuzigung. Das Tuch, welches angeblich das Antlitz Christi zeigt, stammt aus dem 14. Jahrhundert.
Diese heikle Nachricht gerät durch eine Unachtsamkeit Colombes, Theos Schwester, vorzeitig an die Presse. Der Vatikan ist not amused und Theos durchstrukturiertes Leben bekommt einen hässlichen Fleck. Angespornt von seinem Verlangen nach Wiedergutmachung, versucht Theo das wahre Grab Jesu unter dem Tempelberg in Jerusalem zu finden, um Proben von dort, mit seinen Messungen am Tuch zu vergleichen. Er hofft auf den Nachweis besonderer Strahlung, die eine Radiokarbondatierung beim Grabtuch verfälscht haben könnte.
Er findet ein Grab, aber es ist belegt. Erste Hinweise auf Jesus und damit eine Widerlegung des Ostermysteriums, entpuppen sich dann aber als ein gänzlich anderes Problem. Der Tote soll Jacobus, Statthalter Jerusalems, Anfüherer des Widerstands gegen die Römer und Sohn Josefs sein! Hatte Jesus Geschwister? War Maria doch nicht die ewige Jungfrau und damit die Heilige Mutter Gottes? Fragen über Fragen, von denen ein paar bestimmt vom Vatikan beantwortet werden könnten, wenn es denn dem einfachen Gläubigen zuzumuten und dem Klerus nützlich sein würde.

Die Geschichte des Romans ist hölzern, das Ende hat einen Hauch von Phantastik. Die drei Geschwister (da ist noch Emmanuel, die Verbindung zum Vatikan) bilden, gleich einem Gerüst, eine ideale Konstruktion für philosophische und theologische Gespräche über Glauben, Wissenschaft und Moral. Die Festlegung der Evangelien in der Bibel durch das Konzil wird ebenso beleuchtet, wie die Anstrengung der Kirche zum unbedingten Machterhalt.

Colombe ist Ärztin in der Sterbebegleitung und Emmanuel leidet an einer Krankheit, die nur durch eine Stammzellentherapie heilbar ist. Somit behandelt dieses Buch ganz nebenbei noch ein, zwei Themen mehr, die einen würdigeren Platz verdient hätten.

Alles in allem ist der Stoff trocken, enthält aber mehr explosiven Reflexionsstoff, als anfänglich gedacht.