Rezension

Trostloses Leben in poetischer Sprache

Winters Knochen - Daniel Woodrell

Winters Knochen
von Daniel Woodrell

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ree Dolly ist ein 16 Jahre altes Mädchen. Sie lebt zusammen mit ihrer psychisch kranken Mutter und ihren beiden jüngeren Brüdern in einem Dorf. Die gesamte Dolly-Familie und auch die restliche Nachbarschaft ist hochgradig kriminell. Die Familien leben von der Herstellung von Crystal Meth und vom Verkauf der Drogen. Rees Vater wurde von der Polizei verhaftet und auf Kaution frei gelassen. Für die Kaution hat er das Haus, in dem Ree mit der Mutter und den Brüdern lebt, verpfändet. Ree versucht alles, um ihren Vater zu finden und ihn rechtzeitig zu seinem Gerichtstermin zu bringen, damit sie nicht ihre Bleibe verlieren...

Auf dem Cover des Buchs steht: "Diese Geschichte zu lesen ist eine Offenbarung." Meiner Meinung nach gibt es nichts, was auf dieses Buch weniger zutrifft, als dieser Ausspruch. Während der gesamten Geschichte werden Drogen konsumiert, Meth geschnupft, Tabletten eingeworfen. Es wird gesoffen, geprügelt, geflucht, gekotzt, gerotzt und in den Schnee gepinkelt... Die Schilderung eines trostlosen Lebens, bei dem von vornherein feststeht, dass weder Ree noch ihre Brüder jemals irgendeine Chance haben werden. Abgesehen von der Darstellung der Aussichtlosigkeit in allen Varianten passiert in diesem Buch nicht wirklich etwas. Auch die Protagonisten bleiben völlig ungreifbar und ohne emotionale Tiefe. Was nutzt es da, dass der Autor für seine Geschichte eine beinahe poetisch anmutende Sprache verwendet? Sie passt weder zu den Protagonisten noch zu der Trostlosigkeit der Geschichte. "Im Herzen werden Träume zu Ideen" - Rees Träume werden wohl niemals wahr werden. Eine wirklich deprimierende Lektüre.