Rezension

Turbulente Zeiten in einem Mädcheninternat

Patty auf St. Ursula’s -

Patty auf St. Ursula’s
von Jean Webster

Bewertet mit 5 Sternen

Patty und ihre Freundinnen sind im Klosterinternat St. Ursula’s berühmt berüchtigte Unruhestifterinnen, für keinen Streich und keine unkonventionelle Aktion sind sie sich zu schade. So beschließen die geplagten Lehrerinnen die drei zu trennen. Die Freundinnen sind fuchsteufelswild und gehen bis zur Direktorin, um den Beschluss rückgängig zu machen. Diese hat ihre ganz eigenen Gründe, für diese neue Anordnung – nicht zuletzt, damit die drei ihre neuen Zimmerkameradinnen positiv beeinflussen. Patty und ihre Freundinnen sind begeistert und gehen mit Feuereifer ans Werk – mit Ergebnissen, die so von niemandem vorauszusehen waren. Und damit geht das Schuljahr erst los.

Ein wunderbarer Kinder-/ Jugendbuchklassiker und der Vorläufer zu Patty auf dem (Vassar) College. Wer glaubt, dass Klosterschulen und Mädcheninternate im frühen 20. Jahrhundert langweilige, dröge Einrichtungen waren mit sittsamen, wohlerzogenen, angehenden Ehefrauen, der wird hier sein blaues Wunder erleben. Zahm und sittsam ist hier keine der quirligen, übermütigen Schülerinnen. Die Streiche und Unternehmungen stehen keinem Enid Blyton-Roman nach. Sogar in den Lehrerinnen sind die Charaktere wiederzufinden, von der humorlosen, strengen Paukerin bis zur verständnisvollen, klugen Direktorin begegnet man bekannten Motiven und unvergesslichen Charakteren. Dass dieses Buch zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt merkt man nur an wenigen Elementen, wie der Pferdedroschke oder den Wohltätigkeitsaktionen oder auch dem großen Raum, den die Heiratspläne der Schülerinnen einnehmen, wenn auch schon deutlich ist, dass das nicht mehr das einzige erstrebenswerte Lebensziel für Mädchen sein muss.

Ich liebe die Bücher von Jean Webster und die Patty-Bände sind mit ihrem Witz und überraschenden Geschichten einfach purer Lesegenuss! Da stört es mich nicht mal, dass sie eher den Charakter von lose miteinander verbundenen Erzählungen hat statt den eines Romans. Es wird trotzdem eine in sich runde Geschichte erzählt, die ich mit Begeisterung gelesen habe.