Rezension

Über die Kraft der Freundschaft

Das perfekte Grau -

Das perfekte Grau
von Salih Jamal

Es beginnt in einem unscheinbaren Hotel am Meer. Dante, Mimi, Rofu und Novelle, die neu dazugekommen ist, sind in diesem Hotel beschäftigt und haben hin und wieder Kontakt. Doch eines Tages sollte sich plötzlich alles ändern. Aus Arbeitskollegen sollten Freunde werden. Denn eines Tages tauchen zwei Polizisten im Hotel auf, die angeblich auf der Suche nach Mimi sind, weil sie ihren Mann ermordet hat. Mimi sieht eine Flucht als einzigen Ausweg. Aber Dante, Rofu und Novelle lassen sie nicht einfach so gehen, weil sich alle auf eine besondere Weise ihr verbunden fühlen. Sie gehen mit ihr mit und diese Flucht ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Meinung:

"Ich hatte nicht viel. Etwas Kleidung, ein paar Bücher. Sie waren der beste Ort für mich, die Poesie entband mich vom Gewicht der Welt" (S.32)

So ging es mir beim Lesen dieses Buches auch. Ich brauchte nur dieses Buch und tauchte in eine Welt voller Poesie und Philosophie ein.

Das Buch behandelt die schweren Schicksale von vier Figuren, die in ihrem Leben ständig auf der Flucht gewesen sind und immer die Hoffnung hatten, irgendwann mal anzukommen. Die Lebensgeschichten lassen einen nicht kalt und entsprechen der unverschönten Wahrheit. Die Figuren könnten nicht unterschiedlicher sein. Dante analysiert lieber die anderen als sich selbst, Mimi scheint sehr kontrolliert zu sein und erzählt zunächst nicht viel über ihre Vergangenheit, Novelle ist aufbrausend und kindlich, Rofu ist offen und optimistisch. Doch sie fühlen schon recht früh, dass ihnen allen das Fremdsein gemein ist. Sie alle sind noch auf der Flucht vor sich selbst. Auf der Reise darf man an der Entwicklung ihrer Freundschaft und an der jedes einzelnen teilhaben.

Der Schreibstil ist poetisch, metaphorisch und sehr philosophisch.  Die Gespräche unter ihnen und die Analysen von Dante sind unglaublich tiefgründig und zeigen davon, dass die Figuren vieles im Leben erlebt haben. Es wird über Flucht, Recht, Normalität, Moral, Zeit und vieles andere gesprochen, sodass diese Stellen auch den Leser zum Nachdenken und zur Reflektion über das eigene Leben einladen. Gesellschaftliche und politische Themen dürfen auch nicht fehlen. Das Schicksal der Flüchtlinge und Kleinbauern sowie die Präsenz von Rassismus und Diskriminierung in unserer Gesellschaft werden uns hier nahegelegt.

Das Besondere an diesem Buch ist aber, dass diese wichtigen Themen in eine Geschichte mit Witz und Leichtigkeit eingebettet sind. Die vier machen eine tolle Reise und lernen wieder, Freude am Leben zu haben. Natürlich gibt es auch Stellen, an denen es wieder sehr dunkel und traurig wird, aber gerade diese Balance ist hier sehr gut gelungen.

Das Buch zeigt vor allem, wie wichtig Freundschaft ist. Jeder hat für jeden Verantwortung getragen, hat ihm auf seinem Weg zu sich selbst geholfen. 

 

"Könnte es denn nicht auch sein, dass jeder etwas von sich in seinem Gegenüber entdeckt hat? Eine Einzigartigkeit in einem selbst, die es nur für einen ganz bestimmten anderen gibt? Das perfekte Grau? Manchmal findet sich die Heimat nicht an einem Ort, sondern in Menschen." (S.228)

 

Fazit:

Das Buch erzählt von Menschen, die ihr Ziel im Leben noch nicht erreicht haben und eine Art besondere Pilgerfahrt machen. Das Buch gibt Hoffnung und erzählt über die Kraft der Freundschaft. Es hat einen unglaublichen Mehrwert, sodass man das Buch mehr als ein Mal lesen wird.