Rezension

Über die politischen und sachlichen Seiten der Sexarbeit

Hure spielen -

Hure spielen
von Melissa Gira Grant

Bewertet mit 5 Sternen

Immer wieder zieht mein Interesse für diese Form der Arbeit, die so versteckt und unsichtbar von allen anderen Berufsfeldern ist, mich zu Büchern, die solche Themen behandeln. So bin ich auf Melissa Gira Grants „Hure spielen“ gestoßen.

Grant erläutert die Arbeit der Sexarbeit, wie es im Untertitel ihres Buches heißt. Ihr Buch hat dabei für mich eine ähnliche Qualität wie das von Undine de Riviere, das ich vor einigen Jahren gelesen habe und ebenfalls einen politischen Kern hat, anders als viele andere Bücher über Sexarbeit, die üblicherweise einen biografischen Teil haben und ein wenig der Illusion darüber, dass die Autorin der Arbeit auch gerne und mit eigener Lust nachgeht, die man als Kunde möglicherweise lesen möchte. Als weibliche Leserin brauche ich speziell diesen Teil nicht unbedingt.

Grant greift immer wieder auf zwei Schwerpunkte in ihrer Abhandlung zurück. Der eine ist die Abgrenzung zwischen Sexarbeit und Sexualität, der andere ist die Dekonstruktion der Argumente von Protestgegner:innen.

Ein Problem der Diskussion Sexarbeit, zeigt Grant immer wieder auf, ist die Sichtbarkeit der Sexarbeiter:innen selbst, denn Prostitutionsgegner:innen sprechen Sexworker:innen ihnen immer wieder die Fähigkeit das eigene Handeln zu reflektieren ab und degradieren sie zu Opfern, die ausgebeutet und sexualisiert werden und daher gerettet gehören. Grant betont wieder und wieder, dass Sexarbeit Arbeit ist und erklärt, dass eine sexualisierte Form von Arbeit nicht dasselbe wie Sexualität ist. Das leuchtet ein, scheint Sexarbeit ist nicht einfach Sex zu sein, sondern heißt, etwas aufzuführen, eine Rolle zu spielen, Fachkönnen einzusetzen und innerhalb professioneller Grenzen eine empathische Beziehung zu Kund:innen aufzubauen. Die Arbeit von Sexarbeiter:innen ist es, so zu tun, als ob sie das Begehren ihrer Kund:innen teilen.

 

Wer pikante Details über die intime Seite der Sexarbeit sucht, wird mit diesem Buch seine Neugier nicht befriedigen können. Wer sich über den aktuellen politischen Diskurs, die Arbeitsbedingungen und der Kriminalisierung informieren möchte, für den wird dieses Werk gegenwärtig das Beste auf dem Markt sein.