Rezension

Über-Leben... keine leichte Kost

Der Schrecken verliert sich vor Ort - Monika Held

Der Schrecken verliert sich vor Ort
von Monika Held

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist unglaublich, aber wahr: Heiner hat das KZ Auschwitz überlebt. Doch all das zu verarbeiten, dafür reicht ein Leben wohl nicht aus. Immer und immer wieder träumt er davon, muss sich jeden mitteilen, immer wieder sieht er Bilder vor Augen, die vielen Menschen...

Er kann nur noch bei Licht schlafen und zu ihm gehört ein Glas, scheinbar gefüllt mit Sand, aber es sind feingemahlene Knochen, die Knochen der verbrannten Leichen aus Auschwitz.

Als Lena ihn kennen lernt, läuft gerade ein Prozess gegen die, die in Auschwitz auf der anderen Seite standen.

Als Lena ihn kennen lernt, war er schon einmal verheiratet, hat sogar eine Tochter. Doch er ist geschieden, weil seine Frau es nicht mehr ertragen hat. Und auch Lena weiß nicht, ob sie es ertragen wird, sein altes Leben...

Meine Meinung

Dieses Buch ist nicht für jedermann geeignet. Aber es ist auf jeden Fall lesenswert. Schonungslos und doch einfühlsam beschreibt die Autorin das Leben Heiners und um ihn herum. Im Wechsel begegnet der Leser Heiner abwechselnd in Auschwitz und im Jetzt. Es beschreibt Szenen und Bilder, Erlebnisse, die sich für immer eingebrannt haben, und die er nur ertragen kann, indem er berichtet. Aber vielen ist das nun mal zu viel, sie verstehen nicht, warum Heiner immer wieder davon anfängt. Monika Held versucht hier, seine Erlebnisse weiter zu geben, damit andere begreifen, warum Heiner nicht froh ist, überlebt zu haben. Und das ist wirklich nicht einfach zu verstehen. Während des Lesens fragte ich mich das oft, ob er doch lieber gestorben wäre. Es ist, als ob er ein schlechtes Gewissen hat denen gegenüber , die es damals nicht geschafft haben.

Man sagt oft, den Täter treibt es zurück an den Tatort und obwohl Heiner Opfer ist, kann er sich dem nicht entziehen, und fährt nach Auschwitz, gemeinsam mit Lena.

Es gibt viele Bücher über das Erlebte, es ist ein unerschöpfliches Thema und ob wir es wollen oder nicht, es wird die Deutschen nun mal immer begleiten. Wie nah man das Ganze an sich heran lässt, bleibt ja zum Glück jedem selbst überlassen.

Der Schutzumschlag des Buches ist mit einem Waldumrandeten See gestaltet, mit dem Hinweis, das in den Seen und Tümpeln um Auschwitz die Asche der Toten liegt.

Unterm Strich

Ich habe hier mit großem Interesse gelesen, weil es nicht nur um die Zeit in Auschwitz geht, sondern auch um das Danach, im Jetzt, im Leben zusammen mit Menschen, die nicht dort waren.

Kommentare

Federfee kommentierte am 02. August 2016 um 15:16

Wunderbar geschrieben, deine Rezension, das Buch sowieso.