Rezension

Über schwere Entscheidungen

Die Hoffnung der Chani Kaufman -

Die Hoffnung der Chani Kaufman
von Eve Harris

Bewertet mit 5 Sternen

Chani ist glücklich mit dem Mann ihrer Träume verheiratet. Sie leben in Jerusalem, fern von der gängelnden Verwandtschaft in London. Baruch lässt sich zum Rabbi ausbilden, sie ist Ehefrau und jobbt in einem Blumenladen. Die strengen Regeln der orthodoxen Gemeinde lassen sich hier gut aushalten. Das sie nicht schwanger wird, stellt jedoch ein großes Problem dar, Baruch müsste sich von ihr trennen. Zunehmend verliert sie die Nerven. 

Eve Harris hat hier die Fortsetzung zu der Hochzeit der Chani Kaufmann geschrieben und lässt auch alle anderen Figuren aus dem ersten Teil gekonnt auferstehen. Die Eltern der Beiden, die so unterschiedlich sind und ganz andere Ansätze im Miteinander leben. Rivka und Chaim, die die Hochzeit Chani begleitet haben, sind getrennt und kämpfen an ganz anderen Fronten. Rivka versucht sich in der „Außen“-Welt zurechtzufinden, Chaim darf als Rabbi nicht ohne gehorsame Frau sein. Hier zeigen sich ganz andere Probleme, trotz Liebe kann dies Paar einfach nicht gemeinsam leben, weil die strengen Regeln der Gemeinde dies nicht zulassen. Für ihre Kinder bricht eine Welt zusammen, sie tragen emotional schwer an den Auswirkungen dieser Entwicklung und ihr Leben sowie ihre Zukunftsaussichten sind unmittelbar betroffen. Avromi, der älteste Sohn und Freund Baruchs versucht einen ganz anderen Ausstieg. 

Für viele der Figuren stehen wichtige Entscheidungen an, die weitreichende Folgen haben können. Eve Harris zeigt gekonnt den inneren Zwiespalt und die Auswirkungen der Entscheidungen auf die Anderen.
Die Autorin gibt hier auf sehr vielfältige Weise Einblicke in das Alltagsleben orthodoxer Juden. Das ist ihr aufgrund der guten Ausgestaltung aller Figuren sehr authentisch gelungen. Immer wieder blitzt auch jiddischer Humor durch. Der Erzählstil nimmt einen gefangen und lassen die Seiten dahinschmelzen. 
Diese orthodoxen Gemeinden haben eine Lebensweise, die sich sehr drastisch von unserer unterscheidet und es war wieder spannend dort Einblicke zu bekommen.