Rezension

Überleben auf dem Land

Wald - Doris Knecht

Wald
von Doris Knecht

Bewertet mit 4 Sternen

Marian ist abgestürzt. Noch vor zwei, drei Jahren war sie eine aufstrebende Designerin mit Luxuswohnung und Luxusgeschmack. Doch jetzt sitzt sie in dem alten Bauernhaus ihrer verstorbenen Tante, wo sie der letzte Winter fast umgebracht hätte mit Kälte und Hunger. Mit den benachbarten Bauern steht sie größtenteils auf Kriegsfuß, mit ihren Freunden und Bekannten aus den guten Zeiten hat sie den Kontakt abgebrochen. Niemand soll sie so sehen: Abgemagert, ohne Geld, ohne teure Cremes und Wundermittelchen zum Erhalt der Jugend. Und schon gar nicht soll sie jemand sehen mit Franz, dem einflussreichsten Bauern und Unternehmer aus der Gegend, mit dem sie ein zweifelhaftes Arrangement geschlossen hat.

Doris Knecht hat mit "Wald" einen besonderes Roman geschrieben, der sich fragt was passiert, wenn man mit über 40 alles verliert: Beziehung, Job, Vermögen, Stolz. Der Roman hat einen düsteren Touch, wirkt immer leicht bedrohlich, fängt aber auch den Charme gut ein, den man mit dem "einfachen" Leben auf dem Land verbindet. Mal morbid, mal gemütlich. Und auch Marians trockener bis zynischer Humor hat mich sehr gut untehalten.

Marians Gedanken zum Leben, Überleben und ihrer vertracketen Situation sind treffend und nachvollziehbar. Sie ist eine sperrige aber keineswegs unsympathische Figur. Nur ihr vor allem zu Beginn des Romans ständiges Kreisen um ihre alten Beziehungen konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Oliver, Bruno, Bruno, Oliver. Ein wenig redundant fand ich das und ihrer Situation wenig angemessen. Das gibt sich aber irgendwann und vor allem die Entwicklung, die Marian gegen Ende des Romans durchmacht hat mir gut gefallen.

Ein spezieller Roman um Verlust, Abhängigkeit und Überleben, der mir besonders sprachlich und mit seinen österrichischen Einsprengseln gut gefallen hat.