Überraschend modern
Bewertet mit 3.5 Sternen
Dieser historische, psychologische Roman berichtet vom Auffinden des Caspar Hausers und seinem Leben bis zum Tod. Jakob Wassermann verwendet dafür historische Dokumente und schmückt sie mit fiktiven Kausalzusammenhängen aus, wobei der wahre Fall keinesfalls verschönert noch verschleiert wird.
Auch wenn der Mythos bekannt ist, überrascht das Buch mit seiner satirisch-kritischen Sprache und teilweise brutalst auf die Spitze getriebenen und dramatisierten Personenbeschreibungen. Die Abgründe des menschlichen Seelenlebens kommen zu tragen und zeigen die Folgen für das Opfer.
So bleibt das Buch stets spannend und kann sogar eine neue Sicht auf einzelne Beteiligte geben.
Ein Krimi, Thriller oder ein Horror-Buch von der Sorte weniger Blut, mehr Psycho, was einen dazu veranlasst, über die Urteilskraft und Seelenabgründe von Menschen nachzudenken. Letztendlich wird jeder von seinem eignem Egoismus und Überlebenswillen angetrieben.
Die Sprache ist manchen Stellen sehr symbolisch, so dass man manche Stellen öfter lesen muss, um sie zu verstehen. Viele Stellen sind sehr anspielend auf demnächst eintretende Ereignisse, was der Lektüre jedoch nicht schadet, sondern Spannungs-aufbauen wirkt.