Rezension

Überraschung

Kleine Beweise der Freundschaft - Helen Meier

Kleine Beweise der Freundschaft
von Helen Meier

Dieses Buch habe ich für eine Challenge gelesen: Gesucht war ein Buch, dessen Verlag mit X beginnt. So habe ich dann im Internet gestöbert, bin auf den Xanthippe-Verlag gestoßen und habe dort die Autorin Helen Meier gefunden. Dieses Buch ist also das erste von ihr, das ich gelesen habe.

Im ersten Teil finden sich 22 kurze Geschichten, zwischen etwas mehr als einer und etwas weniger als zehn Seiten lang. Da gibt es so einige Überraschungen: Ein altes Ehepaar, das sich gegenseitig verachtet und auf die Probe stellt; eine Hausangestellte, die ihrem dementen Vater einen letzten Urlaub und einen selbstbestimmten Tod schenkt; ein hochgebildeter Übersetzer, der einer einfachen Landfrau begegnet. Oft ist das Alter mit all seinen Einschränkungen Thema.

Im zweiten Teil 35 kurze Texte, die sich an ein unbekanntes Gegenüber richten: Es ist Gott, von dem nicht klar ist, ob er denn nun überhaupt existiert oder nicht. Isa als fiktive Sprecherin einer Gruppe älterer Menschen sucht das Gespräch mit ihm; sie entscheidet sich für das "Sie" als Anrede, weil es Abstand, Fremdheit und Respekt beinhaltet. Und so wird gefragt: Haben Sie Humor? Es wird nach dem Sinn des Lebens gefragt: Könnten Sie das uns, Ihro Gnadenlos, nicht endlich mitteilen? Damit wir was? Die kindlichen Glaubensgewissheiten sind verschwunden, alles steht in Frage.

Dieses Buch ist keine leichte Unterhaltung; die Texte verlangen nach gründlicher Lektüre, Durchdenken und Auseinandersetzung.