Rezension

Überwältigend, berührend, erschütternd

Mudbound - Die Tränen von Mississippi - Hillary Jordan

Mudbound - Die Tränen von Mississippi
von Hillary Jordan

Bewertet mit 4 Sternen

Wer wissen möchte, wieso die USA so sind wie sie sind – dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Ich gebe zu, am Anfang wusste ich nicht so recht, wo dieser Roman hinführen soll. Wird es eine historische Familiengeschichte? Eine Milieustudie? Gar ein Kriminalroman? All das ist es, und ich kann jedem empfehlen, sich von den ersten 50 Seiten (die für mich weder Fisch noch Fleisch waren) nicht entmutigen zu lassen. Denn nach einer gewissen Anlaufzeit hat der Roman auf mich eine regelrechte Sogwirkung entfaltet.

Im Buch kommen abwechselnd die Hauptpersonen der Geschichte zu Wort. Laura folgt ihrem Ehemann widerwillig aus der Stadt auf die abgelegene Farm „Mudbound“ in Mississippi. Henry, ihr Mann, ist überglücklich, eigenes Land ergattert zu haben und scheut die harte Arbeit nicht. Als Pächter leben auf diesem Land auch Hap und Florence Jackson mit ihren Kindern - eine farbige Familie. Henry behandelt die Jacksons, als sei er eine Mischung aus Arbeitgeber und Sklavenhalter. Er ist eben in den Südstaaten mit dem Glauben aufgewachsen, Farbige seien minderwertige Menschen – befeuert von seinem Vater („Pappy“), der ebenfalls mit auf der Farm lebt. Dann kehrt Jamie, Henrys jüngerer Bruder, aus dem Krieg zurück und kann die Kriegseindrücke nur schwer verdrängen. Auch die Jacksons können ihren ältesten Sohn wieder zuhause begrüßen – auch er hat in Europa gekämpft. Zwischen Aufbruchsstimmung, harter Landarbeit auf den Baumwollfeldern und Rassenunruhen entspinnt sich in dieser Konstellation eine Entwicklung, die in einer Tragödie endet.

Autorin Hillary Jordan hat für meine Begriffe eine wunderbare Art zu erzählen, gleichzeitig realistisch und poetisch. Ihr Stil passt wunderbar zu dieser Art von Geschichte und lässt sie sehr authentisch wirken. Inspiriert zu diesem Roman wurde sie – das erfährt man im Nachwort – von der Lebensgeschichte ihrer Großmutter, die ebenfalls als Städterin auf eine entlegene Farm kam und dort ein entbehrungsreiches Leben führte.

Die Geschichte entwickelt eine große Kraft und hat mich als Leser vollkommen mitgerissen. Nur für den etwas trägen Anfang habe ich einen Stern abgezogen. Ich finde das Buch trotzdem absolut lesenswert.