Rezension

Überzeugender Abschluss!

Die Bibliothek der besonderen Kinder - Ransom Riggs

Die Bibliothek der besonderen Kinder
von Ransom Riggs

Lange schon hat mich eine Fantasy-Reihe nicht mehr so in ihren Bann gezogen, wie es der US-amerikanische Autor Ransom Riggs in seiner außergewöhnlichen Trilogie rund um Miss Peregrine und ihre besonderen Kinder geschafft hat. Die beiden ersten Bände erlangten jeweils starke neun von zehn Punkten – da ist es sicherlich auch verständlich, mit welchen hohen Erwartungen ich an den letzten und finalen Teil herangegangen bin. Ob „Die Bibliothek der besonderen Kinder“ diese einhalten und welcher Eindruck aus der Lektüre gewonnen werden kann, das erfährst du in der folgenden Rezension.

 

Für den Leser ist es ein schönes Gefühl, miterleben zu können, wie die Entwicklung des Protagonisten Jacob vonstattengeht. So steigt er mit jeder neuen Seite mehr und mehr zu einem wahren Held auf. Er erkennt während den drei Bänden seine eigene Identität und führt so der Leserschaft die Kraft der Selbsterkenntnis vor Augen. Auch schreit dieser Band nur so förmlich nach Fortschritt, es wirkt wie ein gewaltiger Fußstapfen in größere, weitere Universen, in den der Autor tritt.

 

So wird die Entwicklung der Reihe beispielsweise durch die Tatsache deutlich, als dass in diesem Werk ein deutlich düsterer und erbarmungsloserer Ton angeschlagen wird, der bisher noch nie ein so großes Ausmaß an Konsequenz mit sich gezogen hat, wie es hier erlebt werden kann. Die Atmosphäre wird gelungen aufgebaut, so dicht, dass man sie mit dem Messer zerschneiden könnte.

 

Inzwischen fühlt man sich als Leser vertraut in dieser geheimen Welt der Besonderen, die sich als größer entpuppt, als zunächst vermutet. Auch in diese Richtung weitet der Autor den Rahmen seiner bisherigen Handlung aus und gibt den Protagonisten Platz zum Atmen und Selbstentfalten. Eine (noch) geheimlebende Gruppe mit besonderen Fähigkeiten, welche als Einheit dasteht – ein beeindruckendes Plädoyer an die konservative Bürgerschaft. Hier wird der Leserschaft ein überwältigender Mut zur Eigenheit vermittelt, was für die angesprochene Zielgruppe in der Phase des Ich-Erkundens eine Botschaft mit nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ist, und schlägt gleichzeitig leise Töne subtiler Gesellschaftskritik an.

 

Schade ist es daher, hier festhalten zu müssen, dass v.a. der dritte Akt dieses Buches unter erheblichen Schwächen zu leiden hat. Das Ende, mit welchem der Autor seine Trilogie abschließen möchte, wirkt abstrus und unrealistisch, schmiegt sich so leider nicht in die charmante Art der restlichen Reihe ein. Zudem ist die letztendliche Herausforderung, denen sich die Hauptfiguren gegenübergestellt sehen, etwas zu leicht zu bewältigen. Aus dem Dreh- und Angelpunkt des Buches, der Figur der Miss Peregrine, werde ich leider bis zur letzten Seite nicht ganz schlau, da ihre eigenen Werte und Moral nicht nachvollziehbar dargestellt werden und sich teilweise gar widersprechen. Ebenso hätte man das vorliegende Werk locker um fünfzig, gar hundert Seiten kürzen können.

 

Wenn man mich fragt, ob ich „Die Bibliothek der besonderen Kinder“ weiterempfehlen kann, dann ist die Antwort schnell gesagt: „Ja!“. Zwar finde ich, dass es sich hier um den wahrscheinlich schwächsten Band der Trilogie handelt, so verspricht dieses Werk jedoch atemberaubend spannende und erstklassige Unterhaltung, die durch ihre gewohnt ansprechende Aufmachung punkten kann. Die Reihe wird mir wohl noch länger positiv im Gedächtnis bleiben. So entwickelt sich auch der dritte Teil ein großes Stück weiter, sodass ich sagen kann, diese Reihe hat sich etwas getraut und baut ihr eigenes Universum immer mehr aus. Das Ende wird hier recht offen gelassen, lässt also viel Platz für eigene Fantasien, gibt dem Leser einen kleinen Denkanstoß, das hat mir gefallen.

 

„Die Bibliothek der besonderen Kinder“ garantiert beste Unterhaltung und führt eine der besten Fantasy-Reihen der letzten Jahre äußerst gelungen zu Ende.

 

Gerne vergebe ich starke vier von fünf Sternen.