Rezension

Um gruselig zu sein, reichen keine Kinder

Lieblingskind - C. J. Tudor

Lieblingskind
von C. J. Tudor

Bewertet mit 2 Sternen

Eines Nachts verschwand seine geliebte Annie. Aus ihrem eigenen Bett. Das ganze Dorf hat sie gesucht, überall. Alle haben das Schlimmste befürchtet. Und dann, wie durch ein Wunder, kehrte sie vierundzwanzig Stunden später zurück. Aber sie konnte – oder wollte – nicht sagen, was ihr zugestoßen war. Und auch er konnte es sich nicht erklären. Er wusste nur, dass sie nicht mehr dieselbe war. Nicht mehr seine Annie. Und er bekam Angst - mörderische Angst vor seiner eigenen kleinen Schwester ...

Meine Meinung:

Ich bin völlig ohne Erwartung an diese Geschichte rangegangen. Aufgrund des Lockdowns musste ich mir im Supermarkt ein Buch kaufen, weil ich bei meinem Freund leider keins mehr hatte. Viel Auswahl gab es nicht, aber "Lieblingskind" hatte ich bei einigen Leuten und auf sozialen Medien schon mal gesehen ohne aber den Inhalt zu kennen. Daher hab ich es einfach mal mitgenommen. 

Genauso habe ich also auch angefangen zu lesen - ohne den Inhalt zu kennen und ohne etwas zu erwarten. Positiv überrascht wurde ich durch die düstere Tiefsinnigkeit. Der Protagonist ist sehr negativ, sehr von Leid geprägt und sieht deshalb nur die dunklen Seiten des Lebens. Aber gerade das hat mich irgendwie oft zum Nachdenken angeregt und mich häufig tief berührt. 

Ein Zitat möchte ich gerne mit euch teilen: 

"Das ist das Dumme am Leben. Es sagt einem vorher nicht Bescheid. Es gibt einem niemals auch nur den kleinsten Hinweis, dass irgendein Augenblick der entscheidende ist. Dann bliebe einem ein wenig Zeit, sich darauf vorzubereiten. Und es lässt einen nie wissen, dass man etwas festhalten sollte – erst wenn es zu spät ist. "

Solche kleinen Absätze haben mich irgendwie emotional sehr getroffen, an eigene Momente denken lassen, die man verloren hat oder in denen man gerne gewusst hätte, dass es das letzte Mal ist, dass man dies so erlebt. Das fand ich teilweise richtig stark und sehr ergreifend. 

Die Geschichte an sich ist aber... wirklich furchtbar!! :D Die Autorin versucht eine düstere und sehr gruselige Stimmung zu erzeugen, schafft das meiner Meinung nach aber nur bedingt. Sie versucht dies über kleine gruselige Kinder zu realisieren, die plötzlich merkwürdig werden und Angst einjagen. Das alles wäre ja legitim, wenn die Geschichte irgendeiner Logik folgen würde oder eine Wendung am Ende das Ganze erklären würde. Aber das passiert nicht. Man wird stark im Dunkeln gelassen, soll einfach nur gegruselt werden und bekommt keine Erklärung geliefert. Das ist für mich leider zu wenig und dadurch alles andere als gruselig, sondern einfach nur unlogisch und unkreativ. 

 

Fazit: 

Leider versucht die Autorin durch altbekannte Tricks (kleine Kinder, in die scheinbar der Teufel gefahren ist) einen Gruselfaktor zu erzeugen, der aufgrund der fehlenden Logik aber einfach nicht wirkt. Mir hat lediglich die düstere Tiefsinnigkeit des Protagonisten gefallen. Alles andere war ein absoluter Flop. 2 Sterne!