Rezension

Unausgereifter Thriller, der sein Potenzial nicht ausschöpft!

You will pay - Tödliche Botschaft - Lisa Jackson

You will pay - Tödliche Botschaft
von Lisa Jackson

Langsam macht sich der Herbst über den deutschen Landen breit. Die frostige Kälte zwingt uns zurück in gemütliche Sweatshirts und hinein in die behütende Wärme, welche uns das Haus spendet. Diese Jahreszeit lädt mich jedes Mal aufs Neue zum gemütlichen Schmökern mit einer warmen Tasse Tee und einem spannenden Buch ein. Ob der im Knaur-Verlag erschienene Thriller „You Will Pay“ diesen Anforderungen gerecht wird und welche Leseeindrücke aus der Lektüre gewonnen werden können, das erfährst du in der folgenden Rezension.

Der flüssige Schreibstil führt den Leser ohne Schwierigkeiten in ein interessantes Szenario ein, in welchem sich der verzweigte Plot vorliegenden Werkes abspielt. Über die Kapitel hinweg wechselt sich die Autorin gelungen zwischen schon in der Vergangenheit liegenden und gegenwärtigen Handlungssträngen hin und her, sodass am Ende ein mehr oder minder schlüssiges Bild entsteht. Vergleichen lässt sich das mit einem Puzzle, das von Kapitel zu Kapitel ein Stück dazu bekommt, und erst mit dem Abschließen der letzten Seite ist dieser Akt vollendet.

Über die fünfhundert Seiten Buchlänge hinweg begleitet die Leserschaft ein abwechslungsreiches Figurenensemble. Durch die verschiedenen Perspektivwechsel ist es uns möglich, ein Blick in das Innenleben jeder essenziellen Figur zu werfen, und somit den eigenen Fokus nicht nur auf die Schultern eines Protagonisten zu legen, sondern die Aufmerksamkeit auf die abweichenden Wahrnehmungen der einzelnen Handelnden zu erweitern. Schade ist es jedoch, dass es der Autorin nicht zu jeder Zeit gelingt, ein lebendiges und realistisches Profil zu erstellen, sondern oftmals in die Grauzone der Eindimensionalität abdriftet. Durch diese Tatsache ist der optimale Lesefluss nicht länger gewährleistet, und das alles wegen einem Fehler, den man hätte vermeiden können.

Auch macht sich während der Lektüre der Eindruck immer mehr bemerkbar, dass die Leser hier von einem falsch gewählten Titel völlig in die Irre geführt werden. Nicht nur das, sondern hat das vorliegende Werk auch enttäuschend wenig Zusammenhang mit dem Klappentext. Der Handlungsstrang, mit dem für diesen Thriller geworben wird, wird erst auf den letzten gut hundert Seiten behandelt und stellt in keiner Weise ein Kernelement für das gesamte Buch dar. So bleibt doch immer, wenn man den blutbesudelten Titel „You Will Pay“ auf dem Frontcover erblickt, der vor Enttäuschung bittere Geschmack im Mund kleben, weil das Werk leider nicht die Versprechungen einhalten kann, die dem potenziellen Käufer durch das Marketing vermittelt werden.

Obwohl die Lektüre durch eine überraschende und unvorhergesehene Wendung auf den letzten Seiten überzeugen kann, so fällt doch v.a. in den ersten zwei Dritteln das ungleichmäßige Tempo auf, welches leicht über dem Nulllevel vor sich hin dümpelt. Über weite Strecken hinweg bremst „You Will Pay“ sich selbst aus und schafft die Kurve nicht, sich aus seiner eigenen tempofreien und stockenden Erzählung zu lösen und das gesamte Potenzial des nach wie vor gehaltvollen Szenarios auszuschöpfen. Am Ende bleibe ich als Leser auch durch einige ungelöste Fragen unbefriedigt zurück und ärgere mich darüber, dass das Buch lange nicht so gut war, wie es hätte sein können.

„You Will Pay“ ist ein Thriller, der seinen Reifeprozess nicht abgeschlossen hat und somit nichts Ganzes und nichts Halbes ist. Wer auch nach dieser Besprechung bereit ist, einige Kompromisse einzugehen, der könnte mit diesem Buch gut beraten sein.

Insgesamt gebe ich zwei von fünf Sternen, mit deutlicher Tendenz nach oben.

 

PS.: Die originale Rezension findest du hier. Ich freue mich auf deinen Besuch! ;-)