Rezension

Unbedingte Leseempfehlung

Nestis und die verschwundene Seepocke - Petra Hartmann

Nestis und die verschwundene Seepocke
von Petra Hartmann

Bewertet mit 5 Sternen

„...die Flossen in den Bauch stehe...“

Nestis ist ein Meermädchen, ein Meerprinzesin. Trotzdem ist sie für manch Abenteuer gut. Gerade will sie sich mit ihren Freunden treffen, um ein altes Wrack zu untersuchen. Da schwimmt ihr Undinchen, ihre 2jährige Schwester, über den Weg. Nestis nennt sie liebevoll kleine Seepocke. Jetzt aber reagiert Nestis genervt. Ihre Freunde warten und da interessiert sie Undines gefundenes Plakat aus der Menschenwelt gerade wenig. Doch es soll für einige Zeit das letzte Mal sein, dass Nestis ihre Schwester sieht. Am Abend bleibt Undine verschwunden und alle Suchunternehmen scheitern.

Die Autorin hat ein spannendes, berührendes und lehrreiches Kinderbuch geschrieben.

Das Buch lässt sich gut lesen. Die kurzen Abschnitte eignen sich prima zum Vorlesen. Das Leben im Meer unterscheidet sich an manchen Stellen nur punktuell vom normalen Kinderleben. Auch Meerkinder müssen in die Schule. Und Mathematik ist nicht jedermanns Lieblingsfach. Doch genau in dem Unterricht hat Nestis einen Geistesblitz, der sie auf den Weg zu Undine führt. Die Erwachsenen wollen nichts unternehmen, also planen Nestis und ihre Freunde allein das Vorgehen.

Dabei erleben sie spannenden Abenteuer, denn die Welt der Menschen war ihnen bisher unbekannt.

Das Schriftstil ist kindgerecht. Gut gefallen hat mir, dass zu Beginn des Buches die Protagonisten vorgestellt werden. Umgangssprachliche Formulierungen werden geschickt in die Meereswelt übersetzt. Obiges Zitat ist eine Beispiel dafür. An verschiedenen Stellen treffen die Freunde auf die Überreste der menschlichen Zivilisation, genannt Müll. Gekonnt wird dabei das Thema Verschmutzung der Meere und Umweltschutz in der Geschichte integriert. Sehr genau werden die Protagonisten charakterisiert. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Das Buch strotzt vor ungewöhnlichen Einfällen. Auf für Kinder gut verständliche Art werden die Emotionen dargestellt. Die dürfen gern auch gegensätzlich sein. Zwar ist Nestis anfangs über ihre Schwester genervt, doch später zeigt sich, wie sehr sie sie mag.

Doch nicht nur Inhalt und Sprachstil machen die Geschichte zu etwas Besonderen. Hinzu kommen die wunderschönen Zeichnungen, die das Geschehen bildhaft veranschaulichen. Dadurch gewinnt die Erzählung an Lebendigkeit.

Das Cover mit dem Fahrrad fahrenden Meermädchen ist ein Hingucker. Kann ein Meermädchen Fahrrad fahren? Die Frage beantwortet sich beim Lesen des Buches!

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat alles, was ein gutes Kinderbuch ausmacht: eine fesselnde Geschichte, sympathische Protagonisten, vielfältige lehrreiche Informationen, die nie aufgesetzt wirken, und schöne Illustrationen. Außerdem zeigt es, wozu Freunde in der Lage sind, wenn sie ihre Stärken gekonnt kombinieren.