Rezension

Unbefugten ist der Zutritt verboten

Die Mauer - Max Annas

Die Mauer
von Max Annas

„Willkommen in THE PINES.  Hier können Sie sorgenfrei Ihren Wohlstand unter ihresgleichen genießen. Wir rund um die Uhr für Ihre Sicherheit. Natürlich ist Unbefugten der Zutritt untersagt. Sicherheitskameras sind taktisch platziert, Wachleute patrouillieren rund um die Uhr über das gesamte Gelände, das zusätzlich durch eine nahezu unüberwindbare Begrenzung gesichert ist.“

So oder so ähnlich könnte die Gated Community  beworben werden, die Max Annas als Handlungsort für seinen neuen Südafrika-Thriller „Die Mauer“ gewählt hat. Und just in dieses bestens gesicherte Gelände dringt der farbige Student Moses ein. Allerdings ist dies aus der Not geboren, weil es die einzige Möglichkeit ist, Hilfe zu holen, als er in der Nähe eine Autopanne hat. Soweit, so gut, aber Moses hat nicht bedacht, dass er mit dem Betreten der Siedlung in ein Habitat eingedrungen ist, in dem er qua Hautfarbe nichts zu suchen hat und er lediglich als Dienstbote seine Anwesenheit legitimieren könnte. Natürlich wird er schnell entdeckt, aber anstatt nach Hilfe zu fragen, sucht er das Weite – innerhalb der Mauer. Nicht der beste Einfall, denn damit beginnt ein Parforceritt sondergleichen. Und dann sind da noch Thembi und Nozipho, das Diebespärchen, das durch die Anlage streift und nach lohnenden Objekten die Augen offen hält. Womit sie nicht gerechnet haben, ist der Fund, den sie in einem der Häuser machen…

Moses‘ Herumirren in „The Pines“ dauert circa zweieinhalb Stunden, und Max Annas bietet dem Leser quasi in Echtzeit einen Blick auf die Ereignisse in der geschlossenen Anlage. Kurze Abschnitte mit wechselnden Perspektiven sorgen für Tempo. Die Schilderungen sind zwar überwiegend auf das Wesentliche reduziert, was auch den knappen Umfang des Romans erklärt, aber dennoch verliert der Autor sich immer wieder in Nebensächlichkeiten wie beispielsweise den Beschreibungen von Raummöblierungen oder Kleidungsstücken. Überflüssig, denn weder illustriert dies, noch trägt es zum Fortgang der Handlung bei. Das bremst aus und sorgt für unnötige Längen.

Mein Südafrika-Bild ist im Wesentlichen von Autoren geprägt, die dort zuhause sind oder waren. Wie Nadine Gordimer, Roger Smith, Malla Nunn, Deon Meyer und Charlotte Otter. Sie zeigen ein Land jenseits der Hochglanzprospekte der Reisebüros, die Realität einer Gesellschaft, die sich auf Rassengegensätze, Diskriminierung und Ungleichheit gründet.

Es ist die gleiche Botschaft, die auch Max Annas in „Die Mauer“ transportiert: Südafrika als zerissene Nation, von Rassismus und Vorurteilen hüben wie drüben geprägt, die sich über Jahrhunderte in den Köpfen der Menschen festgesetzt haben. Ein Land, das seine Vergangenheit noch längst nicht hinter sich gelassen hat.