Rezension

Und führe uns nicht in Versuchung

Die Summe des Ganzen -

Die Summe des Ganzen
von Steven Uhly

     „Kann man aufhören, Opfer zu sein, indem man Täter wird?“ (Seite 143)

Dieses Buch beginnt im Beichtstuhl, in dem Padre Guzmán seinen Sündern mit Gebeten die Absolution erteilt. Die meisten seiner Schäfchen sind Wiederholungstäter – er kennt sie und ihre Verfehlungen. Doch eines Tages kommt ein junger Mann zu ihm und erzählt in mehreren Sitzungen von einer Sünde, die sich nicht aufhalten lässt. Der Pater wird immer tiefer in die Geschichte hineingezogen und regelrecht angesteckt.

Steven Uhly wurde am 6.Juni 1964 in Köln geboren. Aufgewachsen ist er mit seiner deutschen Mutter und seinem spanischen Stiefvater. Nach dem Abitur 1983 machte Uhly eine Ausbildung zum Dolmetscher und Übersetzer in Valencia. Danach studierte er Germanistik sowie spanische und portugiesische Literatur und Sprache. Nach mehreren Jahren in Brasilien übernahm er einen Lehrauftrag am Romanistischen Institut der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Dort lebt er heute mit seiner Familie, übersetzt Lyrik und Prosa aus dem Spanischen, Portugiesischen und Englischen.

„Die Summe des Ganzen“ ist sein achter Roman. Er behandelt darin kirchliche Missbrauchsfälle. Der reuige Sünder in spe kämpft mit seinen Gefühlen und lässt seine Leser unmittelbar an seiner Qual teilhaben. Man glaubt ihm, dass er sich gegen die Sünde wehrt und versteht nicht, warum er nicht einfach die Gefahrenzone verlässt. Erst zum Ende hin wird deutlich, warum das nicht möglich war. Dabei baut der Autor eine unglaubliche Spannung auf, die es schwer macht, beim Lesen eine Pause einzulegen.

Fazit: Dieses relativ dünne Büchlein hat mich mitgerissen. Wären nicht andere Verpflichtungen dazwischengekommen, hätte ich es innerhalb eines Tages ausgelesen.