Rezension

Und wer ein Mal lügt, dem glaubt man nicht...

Jakob der Lügner - Jurek Becker

Jakob der Lügner
von Jurek Becker

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Ghetto. Jakob schnappt etwas auf, dass er gar nicht hören dürfte. Die Russen kommen. Und sie sind schon nah. Das wird die Erlösung sein. So glaubt er. Jakob sieht, wie die Menschen um ihn herum immer verzweifelter werden, Suizidgedanken verspühren oder gar einen verüben, sie werden deportiert und die, die immer noch dort sind, die werden schikaniert. Um seinen Mitmenschen wieder ein wenig mehr Hoffnung zu geben, erfindet er ein Radio. Dieses ist verboten. Doch er hat eines. Versteckt. Im Keller. Des Nachts, so sagt er, mache er sich heimlich auf, um zu hören, was es Neues gibt, wie weit die Russen sind, denn sie sind immerhin unterwegs, sie werden kommen, es wird nicht mehr lange dauern. Das weiß er, man muss nur durchhalten, Tag für Tag und Nacht für Nacht.

Es ist ein stilles Buch, welches nachdenklich stimmt. Jakob tut sein Bestes, setzt sich sogar manchen Gefahren aus, nur um die Hoffnung auf eine Rettung, auf ein baldiges Ende, am Leben zu erhalten. Vielleicht sollten wir anfangen, in bestimmten Situationen mehr zu lügen, es könnte die Welt freundlicher machen.