Rezension

Undurchsichtige Geistergeschichte

Das unsichtbare Mädchen - Charis Cotter

Das unsichtbare Mädchen
von Charis Cotter

Klappentext:
Sie ist wie die Schwalbe, die gen Himmel fliegt …

Polly lebt in einer Großfamilie. Ihr Zimmer muss sie mit dem jüngsten Familienzuwachs teilen und ihre teuflischen kleinen Zwillingsbrüder machen ihr das Leben schwer. Manchmal möchte sie einfach nur von allen in Ruhe gelassen werden und unsichtbar sein. Rose fühlt sich die meiste Zeit unsichtbar. Ihre Eltern sind eigentlich nie zuhause, und sie hat aufgehört, sich in der Schule zu Wort zu melden, weil die Lehrer sie ohnehin nie aufrufen. Wie es aussieht, nehmen nur Geister sie wahr, und die können ganz schön anhänglich sein.

Polly und Rose sind beide einsam, am liebsten ziehen sie sich auf den Dachboden zurück – und stellen eines Tages fest, dass sie Nachbarinnen sind! Es gibt sogar einen Geheimgang, der sie verbindet. Die beiden werden allerbeste Freundinnen. Doch was hat es mit Roses seltsamer Begabung auf sich?

Die Autorin:
Charis Cotter studierte Literatur und Schauspiel in Toronto und London. Nach einigen Jahren als Schauspielerin arbeitet sie heute als freie Lektorin und Autorin in Neufundland. Sie hat bereits verschiedene Sachbücher veröffentlicht und verleiht mit ihrem Debütroman „Das unsichtbare Mädchen“ ihrer lange gehegten Faszination für Geister Ausdruck.

Meine Meinung:
Polly lebt in einem Haus, in dem es nie leise wird. Sie wohnt mit ihren Eltern und vielen Geschwistern zusammen, die zum Teil adoptiert sind. Sie sehnt sich nach Ruhe und danach, eine beste Freundin zu haben. Und diese findet sie in der geheimnisvollen Rose, die nebenan wohnt und glaubt, unsichtbar zu sein. Sie sieht krank aus, niemand redet mit ihr, bis sie auf das einsame Mädchen trifft, und die beiden sich auf dem Dachboden, getrennt durch eine dünne Wand, zum ersten Mal unterhalten und näher kommen.
Die beiden empfinden zum ersten Mal das, was eine wahre Freundschaft ausmacht. Sie fangen an, sich zu vertrauen, fühlen sich nicht mehr allein, doch Roses seltsame Gabe, Geister zu sehen, wird den beiden immer unheimlicher. Denn die Schatten aus der Vergangenheit wollen einfach keine Ruhe geben.

"Das unsichtbare Mädchen" ist ein Buch, das wahrhaftig zu fesseln weiß. Bis zuletzt rätselt man, wie die Zusammenhänge sind, und wie sich die Fallstricke, die die Autorin ausgelegt hat, auflösen werden. Nicht nur die durchaus gruselige Atmosphäre besticht, sondern auch der Schreibstil, die wechselnden Perspektiven der beiden Mädchen und dass es um eine sensible Freundschaft geht, die immer wieder auf die Probe gestellt wird.
Was sollen die beiden Mädchen glauben? Ist Rose ein Geist? Und was hat es mit dem geheimnisvollen Grab auf dem nahegelegenen Friedhof auf sich, das eine Kette von Ereignissen auslöst?
Mit ganz viel Gefühl und Spannung hat Charis Cotter eine Geschichte konstruiert, die sehr spannend, ideenreich und außergewöhnlich geschrieben ist.

Das Ende überrascht sehr, denn die Handlung dreht sich immer wieder gekonnt, wirft neue Erkenntnisse und Fragen auf, sodass man als Leser ständig überlegt, wie die Auflösung sein wird. Und diese ist originell.

Ich bin begeistert.

5 Sterne.