Rezension

Unendlich schön

Unendlichkeit in ihrer Hand - Gioconda Belli

Unendlichkeit in ihrer Hand
von Gioconda Belli

Bewertet mit 5 Sternen

Gioconda Belli nimmt den Leser mit diesem Buch auf eine Entdeckungsreise zu den Ursprüngen der Menschheit. Mit ihren wohl gewählten Worten lässt sie die Geschichte um Adam und Eva neu aufleben.

Aus einer ursprünglich schnell erzählten biblischen Erzählung schafft die Autorin ein wahres Wunderwerk an bildgewaltiger Sprache, das den Leser gefangen nimmt und ihn gespannt den Entwicklungsweg von Adam und Eva verfolgen lässt.

Der erste Teil des Buches nennt nur Adam und Eva als Protagonisten. Gott, als ihr Schöpfer, wird zwar in Gesprächen erwähnt, nimmt selbst aber keine Gestalt an. Natürlich taucht auch, wie zu erwarten, die verführerische Schlange auf, die im Buch aber eher die Rolle einer Beraterin und Weissagerin annimmt.

Im zweiten Teil des Buches spielen auch Kain und Abel sowie ihre Schwestern Luluwa und Aklia ihre teils tragischen Rollen.

Die Protagonisten sind sehr greifbar und lebhaft gezeichnet. Ihr Verhalten ist jeweils nachvollziehbar und der Leser kann ihre Entwicklung gespannt verfolgen.

Besonders gut gelungen ist der Autorin, das Verhältnis zwischen Adam und Eva darzustellen. Eva nimmt sofort eine wichtige Rolle in Adams Leben ein: Sie nimmt ihm seine Einsamkeit und gibt ihm das Gefühl, verantwortlich für einen anderen zu sein. Dass dies mit Verpflichtungen verbunden ist, wird Adam schnell lernen müssen.

Adam und Eva bilden von Beginn an eine unzertrennbare Einheit, sind aufeinander angewiesen und sehnen sich nach der Nähe des anderen. Doch es zeigt sich auch, wie unterschiedlich die beiden sind und wie sich nach und nach die für Männer und Frauen typischen Charaktereigenschaften im Verlauf ihrer Entwicklung herausbilden. Dies fand ich besonders interessant. Während beide anfangs noch völlig unbedarft sind, stellt sich schnell heraus, wie sich Denkweisen und Ansichten zwischen den Geschlechtern unterscheiden und wie beide jeweils ihre Rolle als Mensch einschätzen.

Der Stil der Autorin ist sehr angenehm und leicht zu lesen, stellenweise nimmt er auch humoristische Züge an. Und so sind die 300 Seiten leider viel zu schnell gelesen. Doch die Geschichte der Menschheit geht weiter.

Mein Fazit:
* * * * * *
Der Autorin ist ein wundervoller Roman gelungen, der thematisiert, was es heißt, ein Mensch zu sein und was das Leben und Überleben ausmacht.