Rezension

Ungenutzte Möglichkeiten ...

Die Giftmischerin - Bettina Szrama

Die Giftmischerin
von Bettina Szrama

Bewertet mit 2 Sternen

Gesche Timm wird 1785 als Tochter eines Schneidermeisters in Bremen geboren. Schon früh entwickelt sie einen selbstsüchtigen verlogenen Charakter, allerdings ist sie auch sehr gut in der Lage, ihre Umwelt um den Finger zu wickeln. Sie heiratet zweimal, hat einige Affären und bekommt mehrere Kinder und wird schließlich als die vielfache Giftmörderin Gesche Gottfried berühmt-berüchtigt.

Eine interessante Geschichte, ein fesselnder Plot, vielschichtige Charaktere – all dies ist der Autorin mit diesem Roman leider nicht gelungen.

Die Sprache wirkt sehr altertümlich und das könnte durchaus seinen Reiz haben, da es der Zeit angepasst wirkt, allerdings ist auch die Erzählweise sehr altertümlich, stellenweise sehr ausschweifend, z. B. werden Dialoge in die Länge gezogen. Andererseits wird das Geschehen oft wie eine Aneinanderreihung von Ereignissen beschrieben, was einem Roman nicht gerecht wird und was mich als Leserin auch nicht zufrieden stellt.

Teilweise verliert man komplett den zeitlichen Überblick, da es öfter größere Zeitsprünge gibt, die aber in keinster Weise gekennzeichnet werden, noch nicht einmal durch Absätze. Nur ganz selten erfährt man Zeitangaben. Eine zeitliche Einordnung ist kaum möglich, außer man informiert sich vorab über die Morde, dies würde allerdings einen Teil der Spannung (die sowieso kaum vorhanden ist) nehmen.

Die Charaktere bleiben alle sehr blass, keinen lernt man wirklich kennen, auch Gesche nicht, die zu einseitig beschrieben wird. Für mich wirkte sie von Anfang an einfach nur schlecht und böse, ich glaube, da hat die Autorin die Möglichkeit verschenkt, sie auch als mehrdimensionalen Menschen darzustellen.

Sicher, die Autorin hat eine historische Gestalt und eine wahre Geschichte als Basis ihres Romans genommen. Aber immerhin sollte es ein Roman werden. Ich denke, sie hat sich zu sehr an die von ihr benutzten Quellen, vorallem die von Gesches Strafverteidiger Voget, orientiert und dabei ihre eigene dichterische Freiheit vergessen.

Gesches Leben erscheint mir in diesem Roman wie aus Raum und Zeit herausgelöst. Der geschichtliche Hintergrund und das Bremer Umfeld kommt so gut wie gar nicht zum Tragen. Nur durch den Zwillingsbruder, der für den französischen Kaiser Napoleon in den Krieg zieht, erhalten wir eine kleine Ahnung davon.

Für mich war dies leider eines der Bücher, die ich nicht zu Ende gelesen hätte, hätte ich mich nicht durch die Teilnahme an einer Leserunde dazu verpflichtet. Was hätte man aus der Geschichte machen können …