Rezension

Ungewöhnlich & wunderschön illustriert

Galatea -

Galatea
von Madeline Miller

Bewertet mit 3.5 Sternen

Wenn's bei griechischer Mythologie und Galatea nicht Klick macht, liegt das nicht an euch, sondern an dem Umstand, dass sie in Ovids Metamorphosen, einer Sammlung römischer und griechischer Sagen, nur die namenlose Frau von Pygmalion ist. 

„Weil Pygmalion sah, wie diese verbrecherisch lebten, blieb er, abgestoßen durch Fehler, wie die Natur sie reichlich dem Frauencharakne Gemahlin und schon lange hatte er keine Gefährtin des Lagers“, so startet die ursprüngliche Geschichte. Da die Frauen seinen Ansprüchen nicht genügen, schafft er eine Statue aus Elfenbein, bittet Venus sie zum Leben zu erwecken und zeugt umgehend ein Kind mit ihr. Ende. 

In der Neuerzählung wird die Geschichte weitergesponnen & seine Frau bekommt endlich einen Namen: Galatea. Zusätzlich wird nicht die Lesart „Künstler verliebt sich in seine Schöpfung“ gewählt. Stattdessen geht es u.a. um Unterdrückung, Bemächtigung und Fetischisierung. 

Galatea ist außergewöhnlich…

kurz | Inklusive Vor- und Nachwort sowie der ursprünglichen Erzählung umfasst das Buch nur 80 Seiten.

illustriert | Die Geschichte wird mit Illustrationen im Stil des Covers ergänzt, die zur Atmosphäre beigetragen und mich begeistert haben.

emotional | Auf den wenigen Seiten lässt sich eine ganze Bandbreite an Gefühlen durchleben. Fluffige Marshmallow-Freude ist eher weniger dabei. 

diskussionsanregend | Die Idee ergänzende Ausführungen unterzubringen, hat mir gut gefallen. So müssen Leser:innen die ursprüngliche Geschichte nicht kennen und können, bei Interesse, entdecken, welche Anspielungen und Facetten in der Erzählung enthalten sind. 

Mir hat die Erzählung gut gefallen, trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass etwas mehr Raum für eine tiefere Auseinandersetzung gewesen wäre. Aber so ist das wohl mit Kurzgeschichten, die einen zum Nachdenken anregen und emotional mitnehmen: Man trauert um die wenigen Seiten.