Rezension

Ungewöhnliche Biographie

Felix und Felka - Hans Joachim Schädlich

Felix und Felka
von Hans Joachim Schädlich

Der junge Maler Felix Nussbaum hat ein Stipendium für die Villa Massimo in Rom erhalten und genießt zusammen mit seiner Partnerin Felka Platek den Aufenthalt unter Künstlerkollegen. Nach einem Streit muss er im Frühling 1933 den Aufenthalt abbrechen. Da beide Juden sind, wollen sie nicht zurück nach Deutschland. Zunächst fahren sie an die italienische Riviera, danach ziehen sie immer weiter und landen schließlich in Brüssel. Immer wieder erhalten sie den Rat, Europa zu verlassen, doch so schlimm wird es wohl nicht kommen, hoffen sie, und bleiben. Nussbaum wird schließlich in Südfrankreich interniert. Ihm gelingt die Flucht und er kehrt zu Felka zurück. Beide müssen bei Bekannten untertauchen. Doch schließlich werden sie denunziert und nach Auschwitz deportiert, wo sie 1944 umkommen.

Wieder ein Buch über den Holocaust, nicht mit fiktiven Protagonisten, sondern mit historischen. Schädlich betont diesen Realismus, indem er immer wieder Briefzitate einstreut, deren Quellen er nachweist. Auch die Geschichte gestaltet er historisch treu; er verzichtet auf jegliche Ausschmückung. Der Stil ist karg; der größte Teil besteht aus Gesprächen (Felix sagt... Felka sagt...). Die Personen und die Orte werden nicht näher beschrieben, auch Gedanken und Gefühle nicht. Das passt auch zu Nussbaums Malstil: Er wird der "Neuen Sachlichkeit" zugerechnet, einer Kunstrichtung, die realistisch und emotionslos gestaltete. In diesem Sinne verzichtet auch Schädlich auf jedes schmückende Beiwerk. Diese Reduktion auf das Wesentliche fordert mit ihrer Kargheit den Leser auf, die Leerstellen selbst zu füllen.