Rezension

Ungewöhnliche Idee fesselnd umgesetzt

Der zweite Tod des Che Guevara - Richard G. Buzzi

Der zweite Tod des Che Guevara
von Richard G. Buzzi

Bewertet mit 5 Sternen

„...Krieg und Tod kann nie ein legitimes Mittel sein, um seine Ansprüche auf eine bessere Welt geltend zu machen...“

 

Ein Mann erwacht in einem Haus in New York. Er findet einen Pass mit dem Namen Ramon Juarez. Und er hat eine Narbe im Gesicht, von der er nichts weiß.

Greg Norman rast bei strömenden Regen durch die Straßen von New York. Er fühlt sich verfolgt. Er ist Investmentbanker und hat gerade mehrere Millionen in den Sand gesetzt. In einer Gaststätte findet er Unterschlupf.

Der Autor hat einen spannenden und historisch ausgezeichneten recherchierten Roman geschrieben.

Die Protagonisten sind gut charakterisiert. Greg Norman hat seine Vergangenheit hinter sich gelassen. Er lebte mit seinen Eltern in der Reservation der Lakota. Daher stammt seine Abneigung gegen die Indianer. Außerdem mag er keine dicken Menschen.

Ramon Juarez ist Che Guevara. Sein Tod im Dschungel von Bolivien war inszeniert.

Der Roman ist sehr vielschichtig. Als Greg und Che aufeinandertreffen, erzählt Che ihm sein Leben. Es gibt nur wenige Menschen, die ihm seine Identität abnehmen. Che gilt als tot, Ramon hält man für einen Spinner.

Ausführlich legt Che seine Lebensgrundsätze dar. Amerika ist für ihn der Erzfeind. Um ihn zu besiegen, sind alle Mittel recht. Doch sein zweites Leben lehrt ihn, dass das viele Menschen nicht so sehen. Ches Persönlichkeit wird sehr vielseitig dargestellt. Er liest spanische Autoren, spielt exzellent Schach und hat ein fast fotografisches Gedächtnis.

Einer der Höhepunkte des Buches ist für mich die Begegnung mit dem Juden Bruce Butterfaß. Er erzählt Che von seiner deutschen Vergangenheit und plädiert für ein friedliches Miteinander. Obiges Zitat stammt von Bruce.

Einen großen Teil der Geschichte nimmt das Aufeinandertreffen von Che mit den Indianern ein. Hier verarbeitet der Autor die Ereignisse um den AIM und Wounded Knee. Che nimmt aktiv am Kampf teil, muss sich aber den Riten der Indianer beugen. Das fällt ihm als Atheist nicht leicht.

Im Laufe der Geschichte erfahre ich als Leser auch eine Menge über Ches Vergangenheit und seine Kampfgefährten. Selbst seine Differenzen mit Fidel Castro kommen zur Sprache.

Das Buch lässt sich zügig lesen. Das liegt auch an dem angenehmen Schriftstil. Die Kapitel sind nochmals in sich unterteilt. Die Schrift ist relativ groß. Der Autor versteht es sehr gut, Ches Dilemma zum Ausdruck zu bringen. Ein toter Che lässt sich gut vermarkten, einen lebendigen will keiner mehr erkennen. Die Emotionen der Protagonisten werden nicht nur durch ihre Worte, auch durch ihre Taten beschrieben. Kritisch werden die gesellschaftlichen Zustände in den USA beleuchtet, sei es die Ungerechtigkeit gegenüber den Indianer als auch die Willkür des Machtapparats. An manchen Stellen nehmen die Diskussionen fast philosophische Züge an.

Als besonderes Stilmittel werden Briefe eingesetzt. Che schreibt nicht nur an Fidel und seine Familie, sondern an weitere Personen der Weltgeschichte. Doch in der gesamten Handlung wird deutlich, dass Che eine Gefangener des FBI ist und nur an der langen Leine laufen darf.

Das Cover mit Ches Bild passt zum Buch.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. In einer ungewöhnlichen und fiktiven Handlung werden konkrete Ereignisse der Weltgeschichte spannend und abwechslungsreich aufgearbeitet.