Rezension

Ungewöhnlicher Wanderbericht!

Der Prinz und sein Schimmel - Pia Walch-Liu

Der Prinz und sein Schimmel
von Pia Walch-Liu

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:

Ein Hund, ein Pony und eine Frau waren vier Monate lang auf Fernwanderwegen in Deutschland unterwegs. Gewandert wurde von Potsdam bis in den Schwarzwald auf dem E11 in Brandenburg und Sachsen-Anhalt, auf dem Hauptwanderweg und Rennsteig in Thüringen, auf dem Frankenweg in Franken und auf dem Schwäbische-Alb-Nordrandweg in Baden-Württemberg. Eine eigenwillige Erzählung aus drei andersartigen Blickwinkeln.

Eine persönliche Tragödie bewegt die Autorin zu einer Auszeit, um über ihren weiteren Lebensweg nachzudenken. Wo würde das besser gelingen, als auf einer Wanderung. Da Pony Pengpeng transportiert werden soll und Transportfahrzeuge nicht leiden mag, entsteht der Plan mit Pony und dem Hund Prinz als Beschützer durch Deutschland zu wandern und so das Pony an seinen Bestimmungsort zu bringen.

Mittels Steckbriefen kann man zu Beginn direkt sehen, mit wem sich der Leser auf die Reise begibt.

Dann geht es auch schon los mit diesem Erfahrungsbericht, wobei das Besondere ist, dass auch Pony und Hund regelmäßig zu Wort kommen.

Zu Beginn der Kapitel erfahren wir übrigens, welche Wanderkarten für die jeweilige Teilstrecke genutzt wurden und wie viel täglich gelaufen wurde. Wenn also jemand Lust bekommt, sich auch auf den Weg zu machen, findet er hier die Infos und muss sich nicht mühsam die Wanderkarten zusammen suchen. Ein Reisebericht ist es trotzdem eher nicht. Man erfährt doch mehr über die Widrigkeiten beim Wandern, wie Packen, Wetter und eine Unterkunft für dies ungewohnte Trio zu finden als über die Sehenswürdigkeiten am Wegesrand.

Für die erste Wanderetappe hat sich die Autorin eine Begleiterin zur Unterstützung mitgenommen, eigentlich für die Tiere, aber durch sie lernt sie erst einmal wie man Pause macht und sich den Weg und seine Kräfte vernünftig einteilt. Sie muss erst die Alltagsgeschwindigkeit und Eile herausnehmen. Im Laufe der Wanderung werden die drei immer mehr zu einem eingespielten Team, aber bis dahin ist es ein weiter Weg.

Auffällig an diesem Buch ist die Sprache. Man muss sich schon darauf und auf ein gemächliches Lesetempo einlassen können, um die ganzen „Sprachschätze und -leckerbissen“ zu entdecken. Mancher Satz will Wort für Wort gelesen werden. Dazu kommen noch die Wortkreationen der Autorin, z.B. „Rudelliegen“ oder „Rudelkreischerin“ - über so manchen Ausdruck musste ich sehr schmunzeln.  Es ist eine wahre Freude, welche Begriffe da geschaffen wurden!
Die Blickwinkel der Tiere finde ich köstlich! Sie sorgen für eine erfrischende Abwechslung bevor die Wanderbeschreibung aus Menschensicht zu langatmig wird. Außerdem wird das Buch durch die Fotos aufgelockert.

Im Verlaufe des Buches erfahren wir auch die Geschichte, die Auslöser für die Wanderung war. Über die „spirituelle“ Bereicherung durch die Wanderung hätte ich mir mehr gewünscht, das ist mir für meinen Geschmack zu kurz gekommen.

Ein Interview und als Anhang die Packliste bilden insgesamt einen "runden" Abschluss der Geschichte.

Fazit:
Ein ungewöhnlicher Wanderbericht, da auch Hund Prinz und Pony Pengpeng ausgiebig zu Wort kommen. Tolle Sprache! Für mich war es ungewohnt, durch die Sprache in meinem sonst sehr flotten Lesetempo ausgebremst zu werden. Aber so wie unsere Wanderer erst lernen mussten, langsamer zu werden und auf Pausen zu achten, ging es mir mit dem Lesen im Prinzip auch.