Rezension

Ungewöhnliches Setting und interessante Zombiemythologie

Endzeit - Olivia Vieweg

Endzeit
von Olivia Vieweg

Ursprünglich auf Books on Fire gepostet
https://www.booksonfire.de/2019/01/olivia-vieweg-endzeit.html

Zitat
"Weißt du, ich glaube, die Erde ist 'ne kluge alte Frau und die Menschen haben ihr zu lange keine Miete bezahlt. Und das da draußen, das ist jetzt die Räumungsklage." - Seite 135.

Meine Meinung
Ich bin noch immer ein Neuling in puncto Graphic Novels, jedoch fiel mir "Endzeit" von Olivia Vieweg auf der Leipziger Buchmesse sofort ins Auge. Als ich dann herausfand, dass diese Zombiegeschichte auch noch in Thüringen spielt, ein eher ungewöhnlicher Ort für eben so eine Geschichte, war ich sofort Feuer und Flamme.

Die Geschichte scheint irgendwann im 21. Jahrhundert zu spielen und setzt zwei Jahre nach der Zombieapokalypse an. Vivi ist in einer Klink für Personen mit geistigen Krankheiten und dort der Liebling der Leiterin. Eva hingegen arbeitet am Zaun in Weimar. Der Zaun trennt Weimar von der gefährlichen Außenwelt. Zwischen Weimar und Jena verkehren automatisierte Züge, doch in diesen werden nur noch Waren transportiert. Dennoch mangelt es an allem und nur noch so genannte nützliche Pflanzen werden angebaut. Eines Tages muss Vivi zum Arbeitseinsatz an den Zaun und begegnet dort Eva, von dort an sind ihre Schicksale miteinander verbunden.

Ich musste mich erst ein wenig an den Zeichenstil von Olivia Vieweg gewöhnen. Er erinnert mich teilweise an Manga. Jedoch je länger ich las, desto mehr gefiel mir eben jener Stil aus moderner Digital Art und Manga. Auch verstecken sich hier und da kleine Details, die einige über die Welt nach der Zombieapokalypse preisgeben. Was mich fasziniert hat, war, wie schön die Welt außerhalb Weimars ist. Es ist beinahe so als wäre nie etwas gewesen. Oftmals sieht man ja sonst verwüstete Landstriche, doch hier nicht.

Was die Graphic Novel allerdings ausmacht, ist ihr ganz eigener Humor. Ein bisschen schwarz, aber genau im richtigen Maße. Besonders Eva haut quasi einen Spruch nach den anderem raus. Mein Liebling bleibt allerdings der Vergleich zwischen der Zombieplage und einer Räumungsklage der Erde.
 
Was mir allerdings ein bisschen zu kurz kam, waren die Zombies selbst beziehungsweise ihre Mythologie. So erkennt man, dass sie quasi zu halben Pflanzen werden, was ich mal eine äußerst spannende Idee fand, aber das war es dann leider auch schon. Gut gefallen hat mir allerdings, dass es in dieser Welt eine Alternative zum Töten gibt. Es besteht nämlich das Gerücht, dass es in Jena gelungen ist Zombies wieder zu heilen. Ich hoffe, dass vielleicht in der gleichnamigen Verfilmung mehr darauf eingegangen wurde.

Insgesamt ist "Endzeit" aber nichts für schwache Nerven. Nicht nur Zombies plagen die beiden Protagonistinnen, sondern auch ihr eigenes Gewissen. Das Gefühl der Schuld überlebt zu haben, während es andere nicht taten. Wer also weder mit Gewalt noch mit Themen, die an die Psyche gehen, umgehen kann, sollte lieber die Finger davon lassen.

Fazit
"Endzeit" ist eine wunderschöne Graphic Novel mit einem ungewöhnlichen ostdeutschem Setting während einer etwas anderen Zombieapokalypse. Wer gerne mal etwas neues im Zombiegenre lesen möchte, dem sei zu dieser Graphic Novel geraten.