Rezension

unglaublich nah

Unheimlich nah -

Unheimlich nah
von Johann Scheerer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nachdem der Unternehmer Jan Philipp Reemtsma im Jahr 1996 lebend als Entführungsopfer zurückgekehrt ist, mag man denken, er hätte Glück gehabt und könnte nun sein Leben einfach so fortsetzen. Aber falsch gedacht. Der Autor, sein Sohn Johann Scheerer, beschreibt in seinem Roman „Unheimlich nah“, wie eine Familie, ein Teenager und auch wie der Vater mit diesen schrecklichen Erlebnissen umgehen, wie die Entführung alles verändert, wie Ängste und psychische Fluchten das Familienleben schwierig und schmerzhaft machen.

Man kommt dem Vater und dem Sohn wirklich unglaublich nah in diesem Buch. Es schnürt einem oft die Kehle zu oder man möchte schreien und zum Befreiungsschlag des jungen Mannes auffordern. Es ist sicherlich ein Coming-of-age Roman aber es ist sehr viel mehr, denn was diese Menschen erlebt haben, multipliziert viele Gefühle. Den Wunsch nach Sicherheit aber auch die Sehnsucht nach Freiheit und Normalität ringen in der Brust des Sohnes miteinander.

Ein intensives Leseerlebnis mit einer Sprache, die Aufmerksamkeit fordert und mit Tiefe belohnt.