Rezension

Unglaublicher Glaube

Ich muss verrückt sein, so zu lieben - Shauna Shanks

Ich muss verrückt sein, so zu lieben
von Shauna Shanks

Bewertet mit 3 Sternen

Eine sehr persönliche Geschichte über eine Frau, die mit Gottvertrauen ihre Ehekrise meistert

Shauna und Micah sind knapp 10 Jahren verheiratet. Die Ehe ist in den Augen von Shauna stabil. Als Micah ihr – wie aus heiterem Himmel - mitteilt, dass er sie nicht mehr liebt und sich scheiden lassen möchte, weil er eine andere Frau hat, bricht für sie eine Welt zusammen.

Als tiefgläubige Frau geht sie erst mal in sich und wendet sich an Gott und lässt ihn in sich wirken. Die Bibel mit ihren vielen Sprüchen, Psalmen wird zu einer Lebenshilfe. Auch stehen ihr andere sehr gläubige Menschen zur Seite.

Das „Hohelied der Liebe“ (1. Korinther 13), welches viele Hochzeitspaare als ihren Leitspruch für ihre Ehe nehmen, ist für Shauna quasi eine Handlungsanweisung, ein Rezept, wie sie mit der Krisensituation umzugehen hat. Dieser Bibelvers gibt Shauna stets die Kraft, an die Liebe zu ihrem Mann aber auch an die Liebe, seitens ihres Mannes zu glauben.

Es ist schon sehr beeindruckend zu lesen, dass sie trotz ihrer Verletztheit keinen Groll auf ihren Mann hat. Sie hält an ihrer Liebe fest und kämpft um die Beziehung. Gleichzeitig ist ihr aber auch klar, dass Geduld eine wichtige Sache ist.

Wenn Micah ihr kalt und abweisend begegnet, bleibt sie freundlich und geduldig.

Andere Ratgeber würden vielleicht auch sagen: „Kommt Zeit – kommt Rat“ oder „Zeit heilt alle Wunden“. Für Shauna zählt a priori die Bibel.

Da sie die Beziehung nicht aufgibt und immer wieder auch Micah zu verstehen gibt, dass sie ihn nicht aus ihrem Herzen gehen lässt, sie (Shauna und Micah) Hilfe von glaubensverbundenen Freunden und Familienangehörigen bekommen, schaffen es die beiden, wieder zueinander zu finden. Und das Erstaunliche ist, dass nach der Krise die Ehe sogar besser ist als vorher.

Dem Buch bin ich einerseits mit Faszination aber auch mit Suspekt begegnet. Ich finde es beeindruckend, aber auch schon ein wenig abgehoben vielleicht auch weltfremd, wenn jemand so extrem fixiert auf die Bibel ist und ALLES gottbezogen argumentiert und interpretiert ist. (Oder aber Gottes Gegenspieler [Dämonen] konnten negativ wirken.)

Hohen Respekt zolle ich, dass jemand so viel Kraft aus dem Glauben schöpft, um für die Ehe – zu der ja zwei gehören – zu kämpfen, auch wenn es lange ein Einzelkampf ist.

Auch wenn das Buch die eigene Lebens(abschnitt)geschichte erzählt, ist die Fokussierung auf das eigene etwas zu groß, einige Aspekte wiederholen sich mehrmals. Mir fehlen zudem Alltagsbeschreibungen.

Dadurch, dass jedes Kapitel mit einem Bibelspruch beginnt, wird man neugierig, was dieser Spruch nun mit dem richtigen Leben zu tun hat. Man setzt sich unweigerlich mit der Bibel auseinander, die einem - aufgrund der für uns nicht mehr zeitgemäßen Sprachen – fern ist. Shauna gelingt es jedoch sehr gut zu demonstrieren, was der angeführte Spruch mit ihrer jetzigen Lebenssituation zu tun hat und zeigt, wie aktuell diese 'Weisheiten / Sprüche' sind. Klar, und da macht man sich auch Gedanken über sein eigenes Leben und zu seinen Beziehungen zu seinem sozialen Umfeld.

Ich finde es sehr mutig von Shauna Shanks, dass sie ihre Ehekrisengeschichte in Verbindung mit ihrer überaus großen Gottesfürchtigkeit, was in meinen Augen sehr persönlich und intim ist, als Lebenserfahrungs-Geschichte aufschreibt und veröffentlicht.

„Ich muss verrückt sein, so zu lieben“ klingt klasse, denn verrückt ist anders und zieht immer, und verrückt ist etwas Extremes. Man kann sich allerdings auch die Frage stellen: 'Wie groß und stark muss der Glaube sein, damit man an der Liebe festhalten kann?“

Das Cover, auf dem die Autorin selbst salopp gekleidet zu sehen ist, macht auf jeden Fall neugierig und zeigt bereits, dass es sich nicht um einen Roman handelt sondern um einen Erfahrungsbericht.

Lesen sollte das Buch, wer sich momentan in einer Lebenssituation befindet, in der er sich hin- und her gerissen fühlt und für den Gott auch eine Rolle im Leben spielt. Denn um das Buch bzw. Shaunas Handeln zu verstehen, sollte man zumindest Verständnis für Menschen haben, die im Glauben einen Sinn und eine Lebensbereicherung sehen. Ansonsten besteht die Wahrscheinlichkeit, dass man keinen Zugang zu dieser Geschichte bekommt.