Rezension

Unsympathische, gestörte Protagonisten.

Begraben unter Gänseblümchen - Mirjam Dreer

Begraben unter Gänseblümchen
von Mirjam Dreer

Bewertet mit 2 Sternen

Erster Eindruck nach 50 Seiten:
Da fängt es schon an. Es ist nämlich kein Roman wie man annehmen könnte, weil es auf dem Buchrücken steht, sondern es sind Kurzgeschichten. Da gibt es dann höchstens einen Eindruck nach der ersten Geschichte, oder den ersten beiden Geschichten. Und der war ernüchternd. Beide Protagonistinnen hätte ich gerne geschüttelt und in die nächstbeste Psychiatrie verfrachtet. Von Sympathie kann man da beim besten Willen nicht reden. Von Verständnis auch nicht. 2 Geschichten. Seite 22 und ich war wütend.

Inhalt:
Es geht um die Liebe. Aber nicht um die schönen Seiten, sondern um die negativen. Da gibt es ein Mädchen, das sich immer wieder Typen aufreißt, sich von denen flachlegen lässt und die Männer dann hinterher dafür verteufelt, dass sie mit gemacht haben. Da geht es um Eifersucht. Oder um zerstörerische Beziehungen. Um Vergewaltigung.  Um Übergangsmädchen. Um Affären zwischen Menschen die sich eine Beziehung wünschen es aber nicht gebacken bekommen. Um Freunde bei denen es funkt, die aber an der Umsetzung scheitern. Keine Sekunde hat man die Hoffnung, dass etwas positives bei rum kommt. In diesem Buch geht es ums Scheitern.

 Zitat:

“Gestatten, Mia, Übergangsmädchen. Der Übergangspartner tritt dann in Kraft, wenn eine Beziehung endet. Ganz egal, ob man verlassen wird oder selbst Schluss macht. Auf einmal fehlt ein wesentlicher Teil im Leben, auf den man vielleicht sogar verzichten kann, aber auf was die wenigsten verzichten wollen,  ist das Gefühl. Das Gefühl der Geborgenheit, der Wärme, dass man morgens aufwacht und ein warmer Körper neben einem liegt. Und dann bin ich da. Ich streichle über Köpfe, kraule Nacken, koche Nudelsuppen, rede, höre zu. Sobald es dem Typen wieder besser geht, so nach zwei bis drei Monaten, weil er sich verliebt hat, natürlich nicht in mich, sondern in ein neues Mädchen, oder weil er es mit seiner Ex doch noch mal probieren will, bin ich weg.” (Track 9, Kleinstadtschlampe, S. 86)

“Niemals wird er ihr egal werden. Niemals wird sie wirklich mit ihm abschließen können, auch wenn sie jetz tweg geht. Niemals wird sie aufhören, an ihn zu denken, sie an die schönen Zeiten mit ihm zu erinnern, wie an die Augustnacht, als sie sich zum ersten Mal geküsst hatten. Wahrscheinlich waren sie gerade da wirklich glücklich, und di eZeit hätte genau in diesem Moment anhalten müssen.” (Track 15, Erbarmungslos, S. 155)

Fazit:
Tja…. Das Buch ist von 2011. Damals bekam ich es als Leseexemplar über Bloggdeinbuch.de und ich schrieb daraufhin völlig euphorisch diese Rezension. Deswegen habe ich es jetzt noch mal gelesen. Weil ich was gutes, schnelles lesen wollte und weil ich es noch mal lesen musste um darüber schreiben zu können. Weil ich das hier wollte.
Doch heute kann ich fast nichts mehr davon nachvollziehen. Track 6 für den ich damals den halben Stern abzog gefiel mir diesmal vom Stil her fast am Besten. Obwohl er sehr verstörend ist. Ja, es gab auch so noch 2 oder 3 Geschichten die ich mochte. Track 3: Fabo. Erster Teil. & Track 14: Fabo. Zweiter Teil. Track 9 hat immerhin ein schönes Zitat, welches ich auch heute noch so unterschreiben würde. Und Track 15 ist wohl die normalste Geschichte im ganzen Buch.
In allen anderen Stories wimmelt es von psychischen Störungen die dringend behandelt werden sollten und die mit Normalität in meinen Augen nichts zu tun hat. Das hat für mich wenig mit Liebe zu tun. Sondern mehr mit Selbstzerstörung und Krankheit. Vieles ist einfach irre und es hat mich wütend gemacht. Wenn eine Beziehung am Alltag scheitert, dann ist das auch nicht rosarot, aber es könnte jeder nachvollziehen und es wäre echt und “gesund”. Wenn sich einer in den anderen verliebt, aber der andere nicht. Wäre das auch Herzschmerz. Auch begrabene Liebe. Aber “gesund”. Ich bin die letzte die sich gegen psychische Störungen in Büchern ausspricht. Garantiert. Aber in der Häufung ist das irgendwie gruselig. Und wie gesagt… es macht mich wütend. Die meisten Protagonistinnen möchte ich schütteln. Ausgiebig.

Menschen ändern sich scheinbar. Die Einstellung zu Büchern und Geschichten ändert sich. Hier sind es keine 4,5 mehr. Sondern nur noch: 2