Rezension

Unterhaltend, spannend und bildreich: so muss ein historischer Roman sein!

Die Spionin - Corina Bomann

Die Spionin
von Corina Bomann

London 1585: Elisabeth I. regiert England mit starker Hand und führt mit Hilfe ihrer Flotte unter Sir Francis Drake und Sir Walter Raleigh gegen Spanien Krieg. Sie lässt unter ihrem 1. Minister Sir Francis Walsingham einen Geheimdienst aufbauen, der die Grundlagen des britischen Geheimdienstes von heute schuf. In diese Spionagetätigkeit wird auch Alyson Taylor, eine 14- jährige Gelegenheitsdiebin, eingeführt. Sie soll am spanischen Hofe und bei Maria Stuart Geheimnisse ausspionieren. Da Alyson keine große Wahl hat, willigt sie ein und beginnt ihr aufregendes Leben als Spionin.

Dieser Roman hat mich sehr gefesselt und stimmungsvoll unterhalten. Der Erzählstil ist sehr bildreich und wortgewandt und lässt den Leser in die rohe Zeit des Mittelalters eintauchen. 

Sehr deutlich wird der große Einfluss des Hofes auf das Leben der englischen Untertanen. Ob Bauern, niederer Adel oder Gesinde und Hofdamen, sie alle waren der Königin verpflichtet. Hier wird Elisabeth als strenge alternde Frau dargestellt, die der Jugend ihre Frische und Schönheit neidet, gern im Mittelpunkt steht und eiskalt regiert. 

Alyson tritt da schon sympathischer in Erscheinung, denn sie sorgt für ihre beiden jüngeren Geschwister, nachdem ihre Eltern verstarben. Allerdings ist sie eine Gelegenheitsdiebin, bekommt einen Mord mit und muss sich wohl oder übel als Spionin für den königlichen Hof ausbilden lassen. Dabei verzichtet sie auf ihre Familie und enge Freundschaften und stellt ihr Leben in den Dienst der Königin. Doch anders als ihr Ausbilder Sir Francis hat Alyson ihr Herz auf dem rechten Fleck und steht mutig für Gerechtigkeit und Hilfe an Bedrohten ein. Das bringt ihr auch Feinde ein, sie muss mit der Bedrohung ihres Lebens rechnen.

Sie lernt lesen und schreiben, Geheimschriften zu dechiffrieren, Nahkampf,   mit der Armbrust schießen, die Spanische Sprache und Tanz und Benehmen am Hofe. Dabei schlüpft sie in ihrer Spionagetätigkeit gekonnt in verschiedene Rollen: als Hofdame, Dienstmagd oder Junge. Dadurch werden die Arbeitstätigkeiten und das Leben am königlichen Hof detailreich vorgestellt. Man bekommt einen genauen Eindruck vom Ablauf des Lebens zu der Zeit.

Der Zeitgeist wird im Roman gut eingefangen. Man sieht die Kleidung, die üppigen Gelage oder kargen Breimahlzeiten, den Reichtum am Hofe und die Armut auf der Strasse deutlich vor sich. Dazu werden auch historische Ereignisse wie die Bartholomäusnacht geschildert, deren grausame Folgen die Menschen in Verzweiflung brachten. 

 

Dieser Roman ist Unterhaltung, Geschichtsinformation und Spannung in einem. Der englische Hof zur Zeit Elisabeth I. mit seinen Intrigen und Verrat, Kriegshandlungen, Liebesbeziehungen und Spionageakten wird dem Zeitgeist entsprechend anschaulich dargestellt. 5 Sterne!