Rezension

Unterhaltsam, klug, bereichernd. So macht Geschichte Spaß.

Jagd auf den Falken -

Jagd auf den Falken
von John Guy

Bewertet mit 5 Sternen

Ein großartig geschriebenes Werk, das ich sehr gerne gelesen habe. Hat echt viel Spaß gemacht. Ich habe viel über die Sitten und Bräuche der damaligen Zeit in königlichen Häusern Europas erfahren können und noch vieles mehr.

Schon die Buchbeschreibung hörte sich nach einem Lese-Highlight an, und ja, das ist es für mich auch geworden. Schon nach einigen Seiten konnte ich mich freuen, dass ich mich für dieses Buch entschieden habe. 

Besonders positiv ist die Balance zwischen dem männlichen und weiblichen Part aufgefallen, die so gut getroffen ist, dass sie diese Geschichte zu einem großen, wohlgeformten Ganzen macht, wie das wohl bekannte Zeichen für Yin und Yan. 

Auch die Darstellung der historischen Persönlichkeiten der damaligen Zeit wirkt modern und zum Greifen nah. So kann man auch die Geschichte-Muffel für das Fach begeistern. Und für die Liebhaber der Geschichte Europas ist es ein Lese-Vergnügen sondergleichen, im positiven Sinne des Wortes.

Die wichtigsten historischen Persönlichkeiten wurden ausführlich beschrieben, nach links und rechts, nach hinten und vorne schauend. Die akribische Recherche, die Liebe zum Detail und enormes Wissen auf diesem Gebiet wurden dadurch sichtbar. So konnte die Zeit von Anne und Heinrich VIII für uns, heutige Leser, greifbar und erklärbar werden, z.B. wurde auch klar, warum sie sich so verhalten haben, was sie veranlasste, genau das zu tun, was sie getan haben, inklusive der Entscheidung von Heinrich, seine einst so innig und heiß geliebte Anne, die er mit so viel Pracht versehen, so lange umworben und mit so viel Pomp geheiratet hatte, am Ende, in ihren noch so jungen Jahren nach einem kurzen und oberflächlichen Prozess dem Henker zu überlassen. Auch gesellschaftspolitisch brachte diese Beziehung die alte Ordnung an seine Grenzen: der Bruch mit dem Katholizismus als Konsequenz der Weigerung, sich dem katholischen Papst Clemens unterzuordnen, und die Gründung der anglikanischen Kirche gingen daraus hervor, ebenso die Tochter der beiden, die später als die Königin Elisabeth I. ihrem Land zu ungeahnten Möglichkeiten verholfen hatte.

Dieses Werk ist auch ein wichtiger Beitrag in Sachen Elitenforschung, zeigt es uns deutlich, wie diese erzogen wurden, wie sie ticken, und was es den Vertretern der einfacheren gesellschaftlichen Kreise bringt, sich mit den elitären Herrschaften einzulassen.

Es ließe sich noch viel darüber referieren. Wichtig ist an dieser Stelle festzuhalten, dass das Buch viel Stoff zum Nachdenken und für den Austausch liefert.

Das Buch hat hochwertige, wohl durchdachte, zum Inhalt passende Ausstattung, die es zu einem schönen Geschenk, netten Mitbringsel macht: Festeinband, Umschlagblatt mit leuchtenden, haptisch hervorgehoben Buchstaben des Titels in Blutrot, Lesebändchen in gleichem Farbton. Die Farbbilder in der Mitte verdienen besondere Aufmerksamkeit. Wenig bekannte Bilder von Anne, Louise von Savoyen, der Mutter von Franz I, Margarete von Österreich, Liebesbrief von Heinrich an Anne, um nur einige zu nennen. Die alle tragen zum Flair, zum Lese-Erlebnis insgesamt bei. 

Fazit: Ein schön zu lesender, kluger, bereichernder Lesestoff. Würde mich freuen, wenn die beiden Autoren weitere Werke gemeinsam schreiben, denn diese tiefe Kenntnis der Materie gepaart mit dem Können, das Wissen unterhaltsam darzubieten, ist kostbar wie selten heutzutage. So macht Geschichte Spaß. Eine klare Leseempfehlung.