Rezension

unterhaltsames Stachelschwein

Stachelschweins Memoiren - Alain Mabanckou

Stachelschweins Memoiren
von Alain Mabanckou

Bewertet mit 5 Sternen

Das Stachelschwein, das in Alain Mabanckous "Stachelschweins Memoiren" seine Lebensgeschichte erzählt, ist zweiundvierzig Jahre alt und war bis vor zwei Tagen der "Doppelgänger" eines afrikanischen Zimmermanns namens Kibandi, dem er seit dessen Initiation im Alter von 10 Jahren gedient hatte. Jetzt ist Kibandi tot und das Stachelschwein frei, aber auch einsam.

Kibandi war kein guter Mensch und das Stachelschwein war wegen der Aufträge, die es für ihn erledigen musste, oft von einem schlechten Gewissen geplagt. Jetzt hat es sich in einem Affenbrotbaum verkrochen und erzäht seinem "lieben Baobab" von den Anfängen seines Lebens unter anderen Stachelschweinen, von seinem Leben als Doppelgänger und von der "angeblichen Intelligenz" der Menschen, über die es nur lachen kann.

Der Autor schreibt hier ein sehr charmant-witziges Buch, das die traditionelle afrikanische Rituale und deren Zusammentreffen mit sich langsam verbreitenden westlichen Einflüssen unterhaltsam schildert, und erfindet ein liebenswertes Stachelschwein als Ich-Erzähler, das auch nicht an Seitenhieben voller trockenem Humor auf den menschlichen Aberglauben spart.

Beim Lesen erschien mir die Sprache schnell, fast hektisch, und aufgeregt. Das Stachelschwein benutzt keine Punkte. Abschnitte, die teilweise auch mehrere Seiten umfassen, sind nur durch Kommata sortierte Redeflüsse, die dem Buch einen einzigartigen Stil und Lesefluss geben.

Mich hat sowohl die Sprache als auch der Inhalt dieser nicht einmal 200 Seiten umfassenden "Memoiren" restlos begeistert. Ich kann den Roman nur empfehlen.