Rezension

Unterschiedlich interessant, leider auf Illustriertenniveau

Nachspielzeiten -

Nachspielzeiten
von Lucas Vogelsang

Bewertet mit 4 Sternen

Als Fußball-Laie (gibt es eine weibliche Form: Lain?), die aber durchaus mit Interesse gelegentlich Spiele anschaut, hat mich das immense Fachwissen, das der Autor durchblitzen lässt, sehr beeindruckt. Zwar erkenne ich nicht den eigentlichen Sinn dahinter, wenn man längst vergangene Spiele in Einzelzügen wiedergeben kann und sich mit einem Gleichgesinnten darüber stundenlang austauschen kann. Doch Anerkennung für dieses reiche Detailwissen zolle ich Lucas Vogelsang durchaus. Entsprechend neugierig war ich auf die Lektüre dieses Buches, weil ich erwartete, mein rudimentäres Wissen durch die Lektüre erweitern zu können. Doch offenbar hat das Buch ein ganz anderes Ziel.

Die einzelnen Kapitel befassen sich mit verschiedenen Fußballgrößen wie Otto Rehhagel, Franz Beckenbauer, Mehmet Scholl usw. Und bei genauer Betrachtung dieser Fußballer wiederum geht es gar nicht so sehr um deren jeweilige fußballerische Leistung. Sondern eher um deren Herkunft, Werdegang, ihre Unterstützer und – vor allen Dingen – um ihr Leben nach der aktiven Spielerzeit. Unterschiedlich interessant sind diese Kapital für mich gewesen. Insbesondere das Kapitel über die Fußballer, die sich im Dschungelcamp „entblößten“ um des Geldes willen, fand ich unpassend für ein Sachbuch, das Ernsthaftigkeit beansprucht.

Der Schreibstil, den Lucas Vogelsang vorlegt, ist gewöhnungsbedürftig. Er brennt für den Fußball, das spürt man jeder Zeile an. Vielleicht schreibt er deshalb in grammatikalisch oftmals unvollständigen Sätzen, so als müsste er seinem inneren Drang so schnell wie möglich nachkommen und sein unfassbar reiches Fußballgedächtnis in größter Eile dem Leser vermitteln. Aber sowohl dieser Sprachstil als auch der Inhalt des jeweils Erzählten lassen eher an Boulevardpresse-Artikel denken als an Sachbuch. Die jeweiligen Fußballer werden ohne jegliches psychologisches Feingespür nur anhand von Äußerlichkeiten dargestellt, mehrheitlich sogar eher mit ihren negativen Seiten, ihren Alkoholabstürzen, ihr Versinken in Bedeutungslosigkeit – reißerisches Illustriertenniveau halt. Das ist zwar unterhaltsam, aber nicht das, was ich von solch einem Fußball-Fachmann erwartet hätte.