Rezension

Unverzichtbares Hintergrundwissen

Harry Potter and the Half-Blood Prince, large print edition. Harry Potter und der Halbblutprinz, englische Ausgabe - J. K. Rowling

Harry Potter and the Half-Blood Prince, large print edition. Harry Potter und der Halbblutprinz, englische Ausgabe
von J. K. Rowling

Bewertet mit 4.5 Sternen

Im sechsten Band der Harry Potter Reihe 'Harry Potter and the Half-Blood Prince' erhält der Leser unverzichtbare Hintergrundinfos über zwei extrem wichtige Charaktere: Voldemort und Severus Snape, den Potions-Lehrer an Hogwarts.

Severus Snape hat von Harrys erstem Tag an Hogwarts an klar gemacht, dass er von dem Jungen, der Voldemorts Angriff überlebt hat, nicht viel hält, ihn geradezu verachtet. Die Leserschaft weiß inzwischen, dass Snape früher ein Deatheater, ein Todesser, ein Gefolgsmann Voldemorts war, doch trotzdem genießt Snape das Vertrauen Dumbledores und ist Mitglied im Orden des Phönix. Harry und Snape sollen sich jetzt sogar regelmäßig treffen, damit Snape Harry helfen kann, seine Gedanken gegen Voldemort zu verschließen. Doch dieses Training ist für beide Beteiligte extrem unangenehm und sorgt ganz und gar nicht für eine Annäherung oder Vertrauensbildung. 

Gleichzeitig hat Dumbledore (wieder) einen neuen Lehrer an die Schule geholt, einen der Voldemort (bzw. Tom Riddle) noch als Schüler gekannt hat. Harry soll sich mit ihm gut stellen, damit dieser ihm evtl. wichtiges über Voldemorts Verhalten verrät. Außerdem teilt Dumbledore seine Erinnerungen an den jungen Tom Riddle mit Harry und so erfährt der Leser mehr über dessen traurige Kindheit und seinen Charakter. 

Titelgebend für das Buch ist ein ehemaliger Besitzer des Zaubertränke-Buches, das Harry für sein 6. Jahr an Hogwarts zur Verfügung gestellt bekommt, der viele, viele Anmerkungen in dem Buch hinterlassen und sogar neue Zaubersprüche notiert hat. Halb-Blut ist die Bezeichnung für einen Zauberer oder eine Hexe, der oder die nur einen magischen Elternteil hat und einen zweiten, der nicht zaubern kann. Sowohl auf Voldemort, als auch auf Snape trifft dies zu und so kann der Leser bis zum Schluss rätseln, ob einer von beiden für die Notizen in Harrys Buch verantwortlich ist. 

In meinen Augen ist 'Harry Potter and the Half-Blood Prince' ein Übergangsband, der in erster Linie dazu dient, einiges an notwendigem Hintergrundwissen, bzw. einige fachliche Erklärungen einzubauen. Die Handlung an sich ist (vor allem im Vergleich zum siebten Band) doch irgendwie überschaubar, auch wenn sie sich (wie immer) über ein ganzes Jahr erstreckt. Deshalb ziehe ich hier auch mal einen Stern in der Bewertung ab, denn so interessant die ganzen Infos über Voldemorts Geschichte auch sind, irgendwie 'passiert' zwischendurch phasenweise nichts. Und das, was letztlich doch passiert, läuft dann augenscheinlich ins Leere. 

Was einem (vielleicht auch unbewusst) dieses Buch zusätzlich verleidet, ist die - ich will es mal 'Demontage' nennen - eines zentralen Charakters des Buches: Dumbledore. Entgegen dem ursprünglichen Eindruck, den ich vom Hogwarts Direktor irgendwie als allwissendem Santa-Clause hatte, wird er in diesem Buch zunehmend unsympathischer. Er spielt gegenüber Harry nicht mit offenen Karten und seine Beweggründe sind nicht nachvollziehbar. Er fordert von anderen alles, doch schenkt ihnen selbst wiederum kein volles Vertrauen. 

Ich denke, das ist durchaus von Rowling so gewollt, weil sie im Gegenzug einen anderen als 'guten Geist im Hintergrund' aufbauen will, doch das weiß man ja beim Lesen der Lektüre noch nicht. :) Es zeigt aber (wieder einmal, ich wiederhole mich, ich weiß), dass die Autorin ihre Geschichte vollkommen durchdacht hat und sich in keinster Weise spontan für eine Entwicklung entschieden haben kann. Damit stellt sie unter Beweis, dass ihre magische Welt wirklich IHRE magische Welt ist und sie verdient großen Respekt und Bewunderung für ihr umfangreiches, detailverliebtes und stimmiges Gesamtwerk.