Rezension

Update: Faust und Mephisto 2.0

Ein Mann mit vielen Talenten -

Ein Mann mit vielen Talenten
von Castle Freeman

Bewertet mit 5 Sternen

Langdon Taft, Ex-Lehrer, hat keinen Spaß mehr am Leben: Nur mit schlechtem Whiskey kommt er über den Tag. Da nimmt der nicht für jeden sichtbare Mr. Dangerfield Kontakt zu ihm auf und verspricht ihm die Erfüllung seiner Wünsche gegen die übliche Währung – wer den Faust gelesen hat, weiß Bescheid. Nur hat die Neuzeit auch vor der Hölle nicht halt gemacht: „Die Welt hat sich verändert, sie dreht sich ein bisschen schneller als damals, als die gute Königin Lizzie auf dem Thron saß“. Und so bekommt Taft keine 24 Jahre bis zum Zahltag, sondern gerade mal knapp 7 Monate, bis zum 12. Oktober, Columbus Day in den USA. Taft lässt sich darauf ein und hofft, den Deal zu unterlaufen.

Und zwar dadurch, dass er sich nicht das übliche wünscht, Geld, Macht, Sex, sondern den Teufel, pardon Mr. Dangerfield, dafür benutzt, anderen Menschen zu helfen, was diesem mächtig gegen den Strich geht. Alles, bloß nicht mit der Konkurrenz verwechselt werden! Allein diese Szenen, in denen mit teuflischer Macht miese Geschäftemacher und sadistische Teenager in ihre Schranken gewiesen werden, ist die Lektüre wert. Hat sich nicht jede/r schon mal gewünscht, es einem Fiesling mal so richtig beizubiegen? Freeman macht´s möglich. Wie immer mit viel Dialog- und Wortwitz und (in diesem Fall) literarischen Bezügen.

Spannung entsteht aus der Frage, ob es Taft gelingen wird, den Teufel auszutricksen. Nur ist der natürlich, wie einem bald allzu klar wird,  der erfahrenste Trickster im Universum … aber da naht, kurz vor Schluss, Rettung von völlig unerwarteter Seite… man hätte es ahnen können, es gab Hinweise (und ich bin eine wirklich erfahrene Krimileserin), aber …

Dieser feine, kleine Roman, der die Gier und den Egoismus des modernen Menschen mit nachsichtiger Ironie auf´s Korn nimmt, ist wieder ein schöner Beweis für Freemans spitzfedrige Fabulierkunst. Eine wunderbar entspannende, erheiternde Lektüre für zwischendurch – mit teuflischen Widerhaken.

Leseempfehlung!