Rezension

Urkomisch und verrückt

Licht der Phantasie - Terry Pratchett

Licht der Phantasie
von Terry Pratchett

Nachdem Rincewind über den Rand der Scheibenwelt gefallen war, hatte er eigentlich schon mit seinem Leben abgeschlossen, doch ein Fichtenstamm bewahrt ihn in letzter Sekunde vor dem sicheren Tod. Er und der Tourist Zweiblum sehen sich aber mit einer Menge neuer Gefahren konfrontiert, als die Zauberer der Unsichtbaren Universität anfangen Jagd auf Rincewind zu machen. Denn die Scheibenwelt steuert geradewegs auf einen roten Stern zu und einzig und allein die acht großen Zaubersprüche aus dem Oktav können die Welt vor dem Untergang retten. Nur zu blöd, dass sich einer dieser Zaubersprüche in Rincewinds Kopf eingenistet hat und nicht gewillt ist, dem karrieregeilen Oberzauberer Trymon in die Hände zu fallen...

„Das Licht der Phantasie“ knüpft nahtlos an die Handlung seines Vorgängerbandes „Die Farben der Magie“ an. Hauptprotagonisten sind wieder der ziemlich unfähige Zauberer Rincewind, der in jungen Jahren von der Unsichtbaren Universität geworfen worden war, und der gutgläubige Tourist Zweiblum. Zusammen geben sie ein äußerst ungleiches Paar ab, da Rincewind ein ziemlicher Angsthase ist und davonrennt, wenn er Panik bekommt, während Zweiblum die Meinung vertritt, dass sich jede Gefahr mit einem Gespräch – vorzugsweise bei einer Tasse Tee – abwenden lässt. Doch auch wenn ihre Philosophien so unterschiedlich wie Tag und Nach sind, im Stich lassen würden sie sich nie. Was sie dennoch zu einem gutem Team macht.

Handlungsort ist die Scheibenwelt, eine Welt, die auf den Rücken von vier riesigen Elefanten ruht, die wiederum auf einer gigantischen Schildkröte stehen, die sich träge durch das Universum bewegt und der Begriff des Unmöglichen Normalität ist, was auch die Protagonisten immer wieder mehr oder weniger schmerzvoll erfahren müssen.

Während ihrer Reise – oder auch Flucht - über die Scheibenwelt geraten der Zauberer und der Tourist immerzu in neue brenzlige Abenteuer und treffen Gestalten, die mindestens so kurios sind, wie sie selbst. So findet sich Rincewind einmal im Hause des Sensenmannes wieder, wo Zweiblum Tod, Krieg, Hunger und Pestilenz das Kartenspielen beibringt – um nur einen ihrer nicht ganz freiwilligen Ausflüge zu erwähnen.

Auch retten sie mit Hilfe des – ehemals - größten Helden der Scheibenwelt, Cohen, eine Jungfrau vor der Opferung bei einem Druidenritual. Die junge Frau, Bethan, nimmt ihnen dies anfangs zwar ziemlich übel, sie und Cohen schließen sich der kleinen Gruppe aber an.

Zusammen ziehen sie aus um Helden zu werden und die Scheibenwelt vor dem Untergang zu retten. Oder auch: Mit mehr Glück als Verstand, versuchen sie einen Weg nach Hause zu finden und dort auch lebendig anzukommen.

Terry Pratchetts Schreibstil ist stellenweise verwirrend, manchmal auch unübersichtlich und abgehackt, wie die von ihm entworfene Welt selbst, zum größten Teil aber wirkungsvoll. Die Geschichte ist durchzogen mit feinem schwarzem Humor und sehr unterschiedlichen Charakteren, die mit ihren Macken, Fehlern und schrägen Philosophien einfach liebenswürdig sind. Die Handlung an sich ist spannend, abwechslungsreich und skurril und weist praktisch keine Längen auf. Dennoch ist „Das Licht der Phantasie“ kein Buch der großen und tiefgreifenden Gefühle. Ob der Geschichte dadurch etwas fehlt, sollte aber wohl jeder Leser selbst entscheiden.

Zum Abschluss: Meine ganz persönliche und absolut subjektive Meinung:

Terry Pratchett versteht es wie kein anderer Fantasyautor Humorvolles und Phantastisches zu einer wahnsinnigen Geschichte zu verknüpfen. Ich liebe seine Figuren – insbesondere die Kiste aus intelligentem Birnenbaumholz -, die im Laufe ihrer Abenteuer über sich selbst hinaus wachsen, sowie seinen feinen sarkastischen Humor, der mich oft zum Grinsen gebracht hat (Übersetzung: Ich habe wie eine Blöde rumgegackert und mich vor Lachen heulend auf dem Boden gewälzt). Terry Pratchett verfügt anscheinend über eine nie versiegende Quelle an Fantasie, die ihn befähigt solche Bücher wie „Die Farben der Magie“ und „Das Licht der Phantasie“ zu schreiben, die zusammen – meiner bescheidender Meinung nach - ein Meisterwerk bilden.