Rezension

Urlaubsimpressionen

O wie lieb ich das Meer - Heinrich Heine

O wie lieb ich das Meer
von Heinrich Heine

Bewertet mit 5 Sternen

Mrs. Rabe macht Urlaub. Eigentlich bin ich ja mehr der Typ fürs Gebirge, doch immer wieder zieht es mich auch ans Meer. Aufs Meer eher weniger, und doch hat es mich gestern auf ein Schiff verschlagen, nämlich auf die Fähre von Norddeich nach Norderney.

So hat jeder seine Erwartungen an eine Überfahrt. Während die Jungs aus der Jugendgruppe irgendetwas von „Herzbeben“ und „was erleben“ grölten, versuchte ich mich ein wenig an Heinrich Heine. So wie er 1826 in einem Brief schrieb „O wie lieb ich das Meer, ich bin mit diesem wilden Element so ganz herzinnig vertraut worden und es ist mir wohl, wenn es tobt.“, genoss ich ebenso den Anblick des Meeres.

„Ich liebe das Meer wie meine Seele“, schreibt Heine in seinem Bericht über Norderney. Auch wenn die blutarmen Insulaner, denen die Genüsse des Fremdlandes so verlockend waren wie Torten, die an dem Kinde Heinrich vorbeigetragen wurden, heute in dieser Form nicht mehr existieren, die ungewöhnlichen Wolken, das wunderliche Murmeln der Wellen, das Brausen der Brandung gibt es noch. Und wenn Heine über die Seele und das Meer sinniert, zieht sich ein breites Grinsen über mein Gesicht bei Heines Mutmaßung, dass die Seele Dschingsi Khans vielleicht jetzt in einem Rezensenten wohnt, der täglich in einem kritischen (druckfrischen?)  Journale die Seelen seiner treuesten Begleiter niedersäbelt.

„Es kann jetzt ein bisschen schaukeln“, hieß es bei der Einfahrt in den Hafen, „Bitte geben Sie auf Ihre Kinder acht.“ Kurz war ich versucht in Wien beim Nachwuchs anzurufen, dann habe ich besser doch auf mich selber achtgegeben. Ein klein wenig bebte dann schon mein Herz, mehr muss ich dann nicht erleben.