Rezension

Verführung und Spionage - eine tolle MIxtur

Der Prinz und die Spionin - Sebastian Thiel

Der Prinz und die Spionin
von Sebastian Thiel

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser Roman ist im Umfeld des Siebenjährigen Krieges (1756-1763), den einige Historiker schon als „Weltkrieg“ bezeichnen, da es nicht ausschließlich um Herrschaftsansprüche in Europa, sondern auch koloniale Interessen von Frankreich und England in Nordamerika und im Fernen Osten ging, angesiedelt ist.

Inhalt:

Die Waise Jasmin Bouvé ist bei der Freundin ihrer Mutter aufgewachsen und soll nun einen vermögenden Mann heiraten. Bei der ersten Begegnung mit dem Mann, entdeckt sie, dass er einer anderen Frau verfallen ist. Völlig auf sich allein gestellt, geht sie auf das scheinbar selbstlose Angebot des Marquis Margrave ein, und folgt ihm auf sein Schloss. Dort wird sie verführt und selbst in die „ars amatoria“, in die Kunst der Liebe und der Verführung eingeweiht. Als „Dank“ für die Aufnahme in den elitären Zirkel der Kurtisanen soll, Jasmin die Angriffspläne der Engländer auf Frankreich ausspionieren. Eine geheimnisvolle Mixtur aus allerlei Zutaten soll, ähnlich wie k.o.-Tropfen oder ein Wahrheitsserum dabei helfen. Nicht kalkulierbar sind die Gefühle, die Jasmin dem ihr zugeteilten Opfer entgegenbringt. Wird der Spionageauftrag gelingen oder wird Jasmin auf ihr Herz hören?

Schreibstil/Spannung:

Ich kenne den Autor vor allem als Verfasser Atem raubender Krimis, die in Nazideutschland spielen und Thriller wie „Panikstadt“, die mich fest im Bann hielten. Daher war ich sehr gespannt auf einen historischen, erotischen Roman aus seiner Feder.
Ich bin nicht enttäuscht worden. Allerdings hätte ich mir ein klitzekleines Bisschen mehr der Spionage gewünscht. Gut gelungen ist die Schilderung der Verführung sowohl an als auch durch Jasmin. Es entsteht eine erotische Spannung, die mächtig knistert, aber nicht ins Vulgäre ableitet.

Zwei kleine Anmerkungen habe ich doch: Erstens finde ich den Namen Jasmin als zu modern. Mädchen zu dieser Zeit hießen Therese, Hortense, Angelique, Amelie etc., aber Jasmin?

Die zweite Anmerkung betrifft die Kleidung: frau trug keine Unterwäsche – geschnürte Mieder ja, aber „unten ohne“.

Charaktere:

Jasmin beginnt als naives Mädchen, das völlig unaufgeklärt, wie damals üblich, eigene Fantasien von der Ehe entwickelt. Die Wahrheit sieht naturgemäß anders aus. Obwohl sie zur „Venusfalle“ ausgebildet wird, bewahrt sie sich doch einiges an Anstand.
Marquis Margrave ist ein undurchsichtiger Zeitgenosse, der im Auftrag des Königs, schöne junge Frauen wie Männer durch allerlei Zwielichtiges zu willfährigen Geschöpfen macht.

Fazit:

Einmal ein ganz anderer Sebastian Thiel, der mich mit diesem erotisch-historischen Roman bestens unterhalten hat