Rezension

Vergeben und vergessen.

Spiel's noch einmal - Esi Edugyan

Spiel's noch einmal
von Esi Edugyan

Bewertet mit 2 Sternen

Hiero Falk hat es als schwarzer Deutscher nicht leicht. Die Deutschen wollen ihn nicht, wegen seiner Hautfarbe. Die Franzosen wollen ihn nicht, weil er Deutscher ist. Aus Liebe zum Jazz reist er dennoch mit seiner Band nach Frankreich - in Berlin kann er sowieso nicht mehr bleiben. Und in Frankreich wartet kein geringerer als Louis Armstrong, der mit ihm eine Platte aufnehmen möchte. Doch die Ereignisse nehmen eine dramatische Wendung.

Eigentlich hatte ich mich wahnsinnig auf das Buch gefreut. Jazz in der Nazizeit war ja durchaus eine spannende Sache. Allerorts verfolgt und unterdrückt, aber dennoch niemals kleinzukriegen. Ich kenne kaum eine musikalische Richtung, die derart resistent gegen Hetze war. Somit faszinieren mich auch die dazugehörigen Musiker. Wer so sehr in etwas aufgeht, dass er Tod und Teufel in Kauf nimmt um davon nicht ablassen zu müssen, muss ein ganz beeindruckender Charakter sein.

Und genau an denen hat es diesem Buch gemangelt. Wir hatten einige farblose Charaktere. Dann gab es Hiero - der sicher durchaus vielversprechend gewesen wäre. Aber obwohl sich die Geschichte um ihn gedreht hat, war seine Rolle alles andere als aktiv. Ein paar Auszüge aus seiner Jugend und dann lange Zeit nichts mehr. Die zwei eigentlichen Protagonisten kann ich nicht nur als unsympathisch, nein, ich muss sie als charakterschwach bezeichnen.
Sünden und Verrat zur NS Zeit sind sicherlich teilweise unter Druck geschehen. Davon war aber hier eigentlich nicht viel zu sehen. Vielmehr wurde Sid von Neid getrieben, von Neid auf den jüngeren, talentierteren, erfolgreicheren Falk. Und diese Sünde wiegt in jedem Zeitalter gleich. Nur waren hier die Folgen eben gravierender.

Psychologisch kann ich die Reaktion seiner Freunde am Ende, nach seinem Geständnis, auch absolut nicht nachvollziehen. Ich will hier nicht spoilern, aber bei einem derart weitreichenden Vergehen kann man die Sache danach nicht einfach mit einem leichten Lächeln ausschweigen. Alter hin oder her.

Mich hat's also nicht gepackt, ich fand die Idee grandios und die Umsetzung absolut mangelhaft. Schade.