Vermeer für Kinder
Bewertet mit 5 Sternen
"Streng vertraulich" prangt auf dem Umschlag der Kladde, die mit einem Gummiband zusammengehalten wird. Ein Kunstdetektiv ist in Delft und Amsterdam auf den Spuren Vermeers unterwegs. Fotos, Notizzettel und ausgerissene Papierschnipsel mit Informationen, die ein unbekannter Auftraggeber für den Erzähler im Laufe der Geschichte hinterlegt, wirken wie mit Klebestreifen auf gealtert wirkendes Papier gepappt. Die Aufgabe des Detektivs, in Delft einen "unbekannten Vermeer" zu suchen, ist bewusst zweideutig formuliert. Die Vermutung, dass es mehr als die bisher 37 nachgewiesenen Gemälde von Vermeer geben könnte, macht die Schnitzeljagd in der niederländischen Stadt besonders spannend. Immer neue Aufgaben und Hinweise des anonymen Auftraggebers treiben den Besucher auf seinem Hollandrad an Vermeers Elternhaus, der Delfter Kirche und dem Rathaus vorbei. Wie bereits viele Kunstinteressierte vor ihm will der Besucher Vermeers "kleine Straße" im Stadtbild entdecken. Mit Hilfe alter und neuer Stadtpläne und historischer Stadtansichten nähert er sich dem Leben im 17. Jahrhundert an. Nebenbei erfährt man, dass Vermeer wahrscheinlich mit einer Camera Obscura gearbeitet hat und wie der Maler Perspektive darstellte. Äußerst geschickt wecken die Aufgaben im Buch den Blick für Details. Vermeers Symbolsprache, die Bedeutung von Musikinstrumenten, Früchten, seinen Bildern im Bild, Briefen oder Handarbeiten wird deutlich. Im Rijksmuseum in Amsterdam lässt unser Kunstdetektiv sich vom Vermeer-Experten Dr. Weber über den Vermeer-Fälscher van Meegeren berichten.
Der "Fall Vermeer" wird schließlich gelöst. Zurück bleibt ein Schmunzeln darüber, ob Auftraggeber oder Detektiv dabei den jeweils anderen wohl mit dessen eigenen Waffen geschlagen haben. Ein Anhang listet die Lösungen der Einzelfragen auf, bringt ein Interview mit Dr. Weber, stellt Vermeers mögliche Lehrmeister und seine Zeitgenossen vor und zeigt die von ihm genutzten charakteristischen Farbtöne. Zwei Karten verzeichnen die Museen, in denen in Deutschland und Europa Werke Vermeers ausgestellt sind. Weiteres Material findet sich im Netz unter geheimakte-kunstPunktde.
Ralph Erdenbergers Detektivgeschichte auf den Spuren Vermeers erscheint als dritter Band einer Kunstreihe (Geheimakte Vincent van Gogh, Geheimakte Leonardo da Vinci) für Leser ab 10 Jahren. Ein solide gebundenes Buch, das durch sein Design als Notizbuch besonders authentisch wirkt.