Rezension

Vermisst in den Wäldern North Carolinas

Der Pfad -

Der Pfad
von Megan Miranda

Bewertet mit 4 Sternen

In Cutters Pass, einem kleinen Ort in North Carolina, verschwinden regelmäßig Menschen spurlos bei Wanderungen. Deshalb wird der Ort auch der gefährlichste Ort North Carolinas genannt und zieht Touristen magisch an. In einem Hotel gleich an den Wanderrouten arbeitet Abby Lovett, die seit zehn Jahren dort lebt und bis heute als „Hinzugezogene“ gilt. Als eines Tages ein junger Mann ein Zimmer mietet, kommt dieser ihr gleich bekannt vor. Er ist der Bruder des zuletzt in den Bergen verschwundenen Wanderers. Durch Trey, dem Bruder, erfährt Abby, dass der Vermisste ein Reporter war und den vorherigen Vermisstenfällen nachspürte. Doch auf was ist er gestoßen? Neugierig beginnt auch Abby nachzuforschen, dabei hat sie selber Geheimnisse, die sie gern im Verborgenen wüsste.
Dieser Klappentext und auch das düstere Cover lockten mich regelrecht und ich erhoffte mir einen recht düsteren, mystischen Thriller. Doch ganz so ist Der Pfad dann nicht, denn über weite Teile ist es eher ein stiller, unaufgeregter Thriller, bei dem man zwar die Geheimnisse der Vergangenheit ständig spürt, der aber zunächst eher aus Beschreibungen der Tätigkeiten der Protagonistin Abby und deren Empfinden im Bezug auf Cutters Pass besteht. Dabei liest sich der Schreibstil der Autorin Megan Miranda aber sehr leicht und flüssig, so dass es, trotz teilweiser etwas zu zähen Handlung, nicht langweilig wird.

Miranda bezieht sich zunächst auf die Atmosphäre des Ortes, die Bewohner und die Landschaft drumherum, so dass man als Leser einen sehr guten Eindruck von der Einsamkeit und der Abgeschiedenheit des Ortes Cutters Pass und deren Bewohner bekommt. Dadurch entsteht eine ganz besondere Atmosphäre und ich muss zugeben, dass ich hier so ziemlich jedem Charakter gegenüber misstrauisch wurde. Zusätzlich kommt immer wieder die Frage auf, was eine junge Frau wie Abby überhaupt in Cutters Pass zu suchen hat, denn hier gibt es außer Bergen und Wandern nichts.

Erst nachdem wirklich klar ist, dass in diesem Ort sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, beginnt die Geschichte spannender zu werden. Nach und nach tauchen kleine Puzzlestücke auf, die teilweise fünfundzwanzig Jahre in die Vergangenheit reichen. Das Gesamtbild hingegen weiß dann absolut zu überraschen und konnte mich überzeugen. Dachte ich bis ca. Mitte des Buches, dass es mir zu ruhig ist, wurde ich ab da doch richtig neugierig und wollte unbedingt wissen, was nun wirklich in Cutters Pass geschehen ist. Die Plottwists zum Schluss habe ich definitiv nicht kommen sehen.

Protagonistin Abby lernt man zwar gut kennen, aber über ihre gesamten Hintergründe erfährt man nur sehr wenig, auch wenn man die Handlung aus Abbys Sicht verfolgt. Natürlich gibt es da einen sehr guten Grund zu, zu dem ich aber erstmal nichts verraten möchte. Die weiteren Charaktere werden zwar vorgestellt, bleiben aber alle soweit mysteriös, dass man nicht genau weiß, wie man sie einzuordnen hat. Auch das sorgt in diesem Thriller dazu, mitzurätseln, was die Bewohner des kleinen Ortes zu verbergen wissen.
Letzten Endes hat mir der Thriller, trotz des sehr langatmigen Einstiegs sehr gut gefallen, gerade was die Beschreibungen der Umgebung und was dort passiert ist, angeht. Auch Abby als Protagonistin hat mir gut gefallen, auch wenn man sie vielleicht etwas geheimnisvoller hätte zeichnen können. Was mir gefehlt hat, waren die düstere und gruselige Atmosphäre, die dieses Thema zu bieten hat. Trotzdem fühlte ich mich gut unterhalten von diesem Thriller.