Rezension

Verpasste Chance

Eine Leiche riskiert Kopf und Kragen - Jeff Cohen

Eine Leiche riskiert Kopf und Kragen
von Jeff Cohen

Samuel Hoenig leidet unter dem Asperger-Syndrom und betreibt eine ungewöhnliche Firma. Er beantwortet Fragen aller Art, seine Firma heißt entsprechend "Fragen beantworten". Die ungewöhnliche Frage "Wo ist der Kopf von Mrs. Masters-Powell" macht ihm und seiner zufällig hinzu geratenen Assistentin Ms. Washburn Probleme. Hoenig und Washborn müssen mehrere Verbrechen aufklären.

Mein Eindruck: Die Idee, die dem Buch zugrunde liegt fand ich spannend und vielversprechend. Ein Mensch, der am Asperger Syndrom leidet betreibt eine Agentur, die sich auf das Beantworten ungewöhlicher Fragen spezialisiert hat. Mir fiel sofort das Phänomen der "Insel-Begabungen" ein, das bei Autisten  und Menschen mit Asperger Syndrom überdurchschnittlich häufig vorkommt. So hatte ich die Errwartung, das mir mit Samuel Hoenig ein besonders scharfsinniger, analytischer Denker begegnet, dessen Ermittlungen das Gewöhnliche sprengen. Leider ist dies in "Eine Leiche riskiert Kopf und Kragen" keineswegs der Fall. Die Ermittlungsarbeit Hoenigs und seiner symphatischen Assistenin Washburg ist weder brillant noch besonders originell. Das unterscheidet sich nicht groß von anderen Krimis.
Anfangs ist das Buch angenehm zu lesen, ein flüssiger Schreibstil macht es dem Leser leicht. Nervig wird es allerdings nach etwas mehr als der Hälfte des Krimis. Langatmig wird über mehrere Seiten über Sicherheits- und Kontrollsysteme, darüber wie man sie überwindet usw. fabuliert. Für Menschen, die kein Fable für ellenlange technische Beschreibungen haben, ist das einfach langweilig.

Positiv: Der Autor gestattet uns einen Blick in die Welt der Menschen mit Asperger Syndrom. Die Passagen, in denen der Ich-Erzähler  beschreibt, wie er bestimmte Umgangsformen mit seiner Mutter trainiert, wie schwer es ihm fällt Emotionen zu deuten usw. gehören zum Besten im Buch.

Fazit: Insgesamt finde ich, dass Cohen viel mehr aus dem Stoff hätte machen können. So ist es ein gewöhnlicher Krimi mit ungewöhnlichen Protagonisten geworden. Schade