Rezension

Verschenktes Potenzial

Das Haus am Mississippi River - Laura Lane McNeal

Das Haus am Mississippi River
von Laura Lane McNeal

Wir schreiben das Jahr 1964, und Liberty „Ibby“ Bell ist gerade einmal zwölf Jahre alt, als ihr Vater tödlich verunglückt. Ihre Mutter ist nicht willens und in der Lage das Kind alleine groß zu ziehen, und so wird Ibby kurzerhand zu ihrer exzentrischen Großmutter Fannie verfrachtet, die in einer herrschaftlichen  Villa in New Orleans lebt. Zwei farbige Dienstmädchen, Queenie und deren Tochter Dollbaby, kümmern sich nicht nur um den Haushalt, sondern auch um das neue Familienmitglied, und machen Ibby mit den Traditionen des „Tiefen Südens“ vertraut, auch wenn dies nicht von jedermann gutgeheißen wird.

Ibby fühlt sich in ihrer neuen Familie wohl, auch wenn Großmutter Fannie sich anfangs ihr gegenüber sehr distanziert verhält. Fast scheint es, als hätte sie etwas zu verbergen. Doch auch hier kann sie auf die Hilfe von Queenie und Dollbaby bauen – und natürlich auch ihrem eigenen Instinkt vertrauen, der ihr nach und nach hilft, die Geheimnisse ihrer Großmutter zu lüften…

„Das Haus am Mississippi River“, Debüt der in New Orleans aufgewachsenen Laura Lane McNeal, ist ein Familienroman, nicht mehr, aber auch nicht weniger – und das ist schade.

Wenn der Handlungsort in den Südstaaten liegt und der Zeitrahmen die Jahre rund um den 1964 in Kraft getretenen Civil Rights Act umfasst, erwarte ich von einer Autorin, die es eigentlich tagtäglich erleben muss,  eine eindeutige Stellungnahme hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Schwarz und Weiß. Herausgekommen ist eine rosarot gefärbte, weichgespülte Geschichte, in der Queenie und Dollbaby eigentlich nur schmückendes Beiwerk sind.

Ein Wohlfühlbuch, das man liest, wenn man Eistee schlürfend auf der Terrasse schaukelt, das sich aber in keinster Weise mit der realen Lebenssituation der Farbigen im Süden der USA in den siebziger Jahren auseinandersetzt und deshalb leider nur an der Oberfläche kratzt. Hier wurde von der Autorin viel Potenzial verschenkt. Schade!