Rezension

Verschneiter Luxus wird zum Horror-Trip

Das Chalet -

Das Chalet
von Ruth Ware

Bewertet mit 3 Sternen

Mitarbeiter eines erfolgreichen Start-ups gönnen sich einen Betriebsausflug in die französischen Alpen. In einem luxuriösen Chalet wird über die Zukunft des Unternehmens diskutiert. Unvermutet stirbt eine Mitarbeiterin, während das Ferienhaus abgeschnitten von der Außenwelt ist. Wer wird der Nächste sein?

Von Ruth Ware habe ich bereits mehrere Thriller gelesen beziehungsweise gehört. Manchmal gefallen mir diese besser, manchmal schlechter. Gemeinsam haben alle, dass sie unterhaltsam und spannend sind, was auch für „Das Chalet“ gilt.

Die Autorin führt in ein großartiges Setting, indem Winterstimmung aufkommt: Ein Chalet in den französischen Alpen, wo in verschneiter Kulisse dem Luxus gefrönt wird. Die Gäste lassen sich verwöhnen, genießen die ruhige Abgeschiedenheit, die verlockenden Pisten und die Gemütlichkeit.

Erin und Danny sind Mitarbeiter des Chalets und darauf bedacht, ihren Gästen einen angenehmen Aufenthalt zu bieten. Bei dieser neuen Gruppe handelt es sich um das Team eines äußerst erfolgreichen Social-Media-Start-ups, das im exklusiven Rahmen die Zukunft des Unternehmens diskutiert und plant.

Auffällig ist von vornherein die angespannte Stimmung im Team. Entscheidungen müssen gefällt werden, es geht um den nächsten Schritt - egal ob technisch oder wirtschaftlich - und nicht alle Eigentümer teilen die gleiche Zukunftsvision.

Dann geschieht es: Eine Eigentümerin verschwindet auf der Skipiste, die anderen sorgen sich und ein gewaltiger Lawinenabgang führt dazu, dass alle zusammen im Chalet eingeschlossen sind. 

Obwohl die Gefahr für’s Erste gebannt ist, stirbt ein Mitarbeiter und plötzlich liegt eine fühlbare Bedrohung in der Luft.

Die ersten zwei Drittel des Thrillers haben mir großen Spaß gemacht. Zuerst kam ich im Chalet an und durfte einen Blick über die Schultern der Mitarbeiter Erin und Danny spähen. Aus Erins Sicht wird die Unterkunft für die Gäste vorbereitet, Begrüßungshäppchen angerichtet und es werden schon einmal die Drinks bereitgestellt. 

Ich fand diese Perspektive einnehmend umgesetzt und fühlte mich wie vor Ort. Beim Eintreffen der Gruppe mustert Erin die Gäste, schätzt sie ein und macht sich Gedanken zu ihnen und ihren Erwartungen. 

Es folgt ein zweiter Blickwinkel: Liz. Obwohl sie gemeinsam mit den Mitarbeitern des Start-ups das Wochenende genießen darf, ist sie gar nicht mehr beim Unternehmen angestellt. Warum sie trotzdem dabei ist, ist eines der Geheimnisse, welches im Lauf der Handlung aufgedeckt wird.

Die Abgeschiedenheit im Chalet und die angespannte Situation sind greifbar beschrieben. Die Technik fällt aus, Handys haben keinen Empfang, der Strom ist unterbrochen und aus dem ursprünglich gemütlichen Ambiente wird eine äußerst unangenehme Wartezeit, die zum Horror-Trip mutiert.

Jeder misstraut jedem. Die Kälte nagt, die Essenvorräte taugen nur behelfsmäßig und zum allgemeinem Unwohlsein, gesellen sich Angst und Verdächtigungen.

Insgesamt ist es wieder ein guter, eher geruhsamer Thriller, der unterhält. Teilweise hat mir die Autorin zu dick aufgetragen. Dies betrifft die Situation im Chalet, aber auch das Verhalten der Gäste an sich. Zum Beispiel kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Feriendomizil über keinen Holzofen in der Küche verfügt, weil man in den Alpen in der Regel mit Strommangel rechnen müsste. Ich schließe es zwar nicht aus, mir kommt es trotzdem als unbedachte Konstruktion des Bauherren vor. Die Gruppe an sich hat kaum eine Dummheit auf der Piste ausgelassen, obwohl exzellente Skifahrer darunter sind. Wer gut Ski fährt, weiß auch, wie man sich auf der Abfahrt und in den Alpen verhält. Deshalb waren für mich einige Situationen nicht nachvollziehbar.

Die Luft war für mich nach ungefähr zwei Drittel raus, als klar war, wer hinter dem Treiben im Chalet steckt. Danach folgte ein relativ langgezogener Show-Down, was ich weniger mag. 

Obwohl ich einige Kritikpunkte habe und mich der Thriller nicht umgehauen hat, war es genau, was ich erwartet hatte, und keinesfalls schlecht. Die Stimmung war spürbar, Ambiente und Setting gefielen mir und die Figuren sowie die Handlung fand ich unterhaltsam aufgebaut. 

„Das Chalet“ ist daher passable Thriller-Unterhaltung für zwischendurch, wenn man in der richtigen Lese- oder Hörlaune ist.